Musterbeispiel Fränkischer Kundenfreundlichkeit

Gewisse Mentalitätsunterschiede zwischen den deutschen Volksgruppen sind ja nichts unbekanntes. Besonders deutlich wird das meiner Meinung nach, wenn Rheinländer auf Süddeutsche treffen. Aber auch da gibt es noch feine Unterschiede.
Mich hat es vor zwei Jahren nach Franken verschlagen. An so manches gewöhnt man sich, aber gewisse Dinge verschlagen einem dann doch immer wieder die Sprache! Die Tage ist mir wieder was „lustiges“ passiert.

Ein normaler Montag Nachmittag. Es sind noch 10 Minuten, bis der Zug kommt. Das Wetter ist schön und warm und ich bin durstig. Wie schön, dass der Bahnhof Erlangen einen Kiosk mit ausgedehnten Öffnungszeiten hat! Eine Minute später stehe ich an der Kasse um meine 2,15 EUR zu zahlen und reiche der Kassiererin 10,15 EUR. Als erstes gibt sie mir 3 Euro in Münzen, bevor sie nach einem 5 Euro-Schein greift. Doch der Transfer scheitert – die 1-Euro Münze rutscht ihr aus der Hand und landet irgendwo zwischen der Warenauslage am Tresen. „Ja schaun se mal nach. Klang nicht so, als ob es auf den Boden gefallen wäre“ Ooookaaay, also falle ich auf die Knie und suche zwischen Kaugummis und Bonbons nach einem 1 Euro Stück. In anderen Regionen hätte ich jetzt erwartet, dass man mir schnell einen Euro aus der Kasse reicht, anstatt mich – den Kunden – danach suchen zu lassen. War ja schließlich nicht meine Schuld. Aber nun gut. Wir sind in Franken. Ich füge mich meinen Schicksal.

Nachdem ich den kleinen Übeltäter hinter einer Packung Orangenbonbons heraus gefischt und mich wieder aufgerichtet hatte, musste ich jedoch feststellen, dass meine Bedienung die Kasse schon geschlossen hatte und sich anderen Dingen widmete. „Äh, Entschuldigung, aber ich bekomme noch 5 Euro Wechselgeld! Ich habe Ihnen eben 10,15 EUR gegeben“. Ein verwirrter Blick meiner Kassiererin. Doch bevor diese zu einer Antwort kam sprang sofort ihre Schichtleiterin vor: „Ja, die Kasse ist jetzt zu. Da kann ich ihnen nichts mehr rausgeben. Da müssen Sie warten, bis ich den Kassenschluss gemacht habe.“ Davon abgesehen, dass ich diese Antwort schon ziemlich unverschämt fand, hat mich vor allem ihr „Tja, ihr Pech!“-Tonfall verärgert. Die Verkäuferin fragte noch schüchtern, ob ich mir sicher sei – ja, war ich. Ich hatte schließlich auch keinen 5 Euro-Schein im Portemonnaie oder in der Hand. Ein schüchternes „Das tut mir jetzt Leid“ von rechts, ein resolutes „Wenn heute Abend beim Kassenschluss 5 Euro zu viel da sind können sie die ja morgen abholden“ Wohlgemerkt, wir sprechen von einem Bahnhofskiosk, an einer ICE Haltestelle. Ich bin zwar Berufspendler, aber das kann sie ja nicht wissen. „Ich kann Sie heute Abend anrufen. Wohl erst nach 22 Uhr“ Ich gebe mich geschlagen und diktierte artig Namen und Telefonnummer… Auf meine Bitte, mir wenigstens eine kurze schriftliche Notiz zum Vorfall mitzugeben, bekomme ich einen Kassenzettel in die Hand gedrückt. Bedienung: „Nachtschicht“, Ein- und Auszahlungsbeträge nicht korrekt. Keine Namen der Personen, keine Ergänzung zum Vorfall. Und keine Einsicht seitens der Angestellten.

Ich war’s leid – habe auf dem Absatz kehrt gemacht und meine 5 Euro abgeschrieben.

5 Minuten später dann die Überraschung. Meine Telefon klingelt. „Ja Hallo, So-und-So vom XY-Kiosk. Wegen ihren 5 Euro. Ich habe die Aufnahmen der Überwachungskamera überprüft. Sie hatten recht, ihnen sind keine 5 Euro ausgezahlt worden. Sie können das Geld jetzt abholen kommen“ *im-megafreundlich-flöt-ton* Ich hätte kotzen können. Auf die Idee mit den Kameraaufnahmen kommt sie natürlich erst, nachdem ich weg bin?! Aber nein. „Kann ich jetzt nicht, mein Zug fährt gerade ein“ „Ja, dann leg ich einen Zettel in die Kasse, dann können sie es morgen früh abholen!“ So so. Lassen wir uns überraschen.
Und in der Tat, ich bekam das Geld am nächsten Morgen ohne murren ausgehändigt. Diese Schichtleiterin war natürlich nicht da – der hätte ich echt die Augen auskratzen können…

Ich glaube nicht, dass das ein typisches Verhalten für diese Kiosk-Kette ist. Aber ich empfinde es als typisch Fränkisch. So etwas erlebe ich hier regelmäßig. Was haben die Leute eigentlich für eine Vorstellung von Kundenfreundlichkeit? Service-Wüste Deutschland mag da mancher sagen, aber im Ernst – so krass kenne ich es weder aus Aachen, noch aus München, Köln oder Berlin.

6 Gedanken zu „Musterbeispiel Fränkischer Kundenfreundlichkeit

  1. Grusselig. Wäre ich in der Situation gewesen hätte ich reichlich Stress gemacht. Wäre mir jemand blöde mit „Kommen Sie später nach Kassenschluss“ vorbei hätte ich denen die Wahl gegeben sich das direkt zu überlegen oder das mal mit den netten Männern der Polizei zu klären (vermutlich warst du aber eh gerade unter Bahnzeitdruck?). Auch wenn die Bedienung noch so freundlich ist: Sie hat Ihren Job korrekt zu machen …

    • Stimmt schon. Bei >5 Euro hätte ich das wohl auch gemacht, aber ich finde es irgendwo lächerlich für 5 Euro die Polizei antanzen zu lassen.

  2. Meine Freundin hatte auch mal das Problem, allerdings mit 50€.
    Kurzum: der Kassierer ist im Zweifel dazu verpflichtet einen Kassensturz zu machen!!!
    Wenn dies nicht gemacht wird, ist es ganz einfach: man klärt dies vor den Beamten in grün.
    Blöd und zeitaufwändig, aber naja… egal, du weißt, was ich meine.

  3. oh, mann!
    Ja die fränkische Überfreundlichkeit. Ein Hochgenuss an Benehmen und Kultur! Wenn alle so schauen als ob man den Kunden am liebsten aus dem Laden werfen würde.

    Das ist ja soooo ärgerlich! *grummel*

    Ich wurde gestern von einem Kaufhausdedektiv im Kaufhof verfolgt den ich am liebsten gefragt hätte ob er mir nicht beim klauen helfen möchte 😉 – stattdessen habe ich es vorgezogen der Dame an der Kasse mitzuteilen, dass sich ihre Mitarbeiter ungewohnt auffällig verhielten. Und das war ihr nicht etwa unangenhem, sondern sie zuckte mit den Schultern, das wär bei „dem“ immer so…. na supi! Welch angenehme Atmosphäre….

    Aber der Schichtleiterin in deinem Kiosk da hätt ich ja auch die Augen auskratzen können, furchtbar! *grummel,grumpf,ärger*

  4. mhh Du bist echt in einer der blödesten Ecken Frankens gelandet das glaub mal, ich vertrödel hier schon meine Zeit seit 12 Jahren und konnt mich bisher nicht beschweren 🙂 aber gut „Erlangen“ is eh nen Kapitel für sich *g*

    Aber ich hätt in dem Moment wahrscheinlich Terror gemacht weil so kanns nich gehen.

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