23.7.-24.7 Kanazawa

Um 6:40 war Morgenappell. Eine ältere Dame begrüßte das Haus mit einem kratzigen „Minasan, Ohayogozaimasu“ (Guten Morgen euch allen), gefolgt von der Wettervorhersage, dem Essensplan und ein paar Regeln des Hauses. Zu dem Zeitpunkt stand ich aber schon mit der Zahnbürste im Mund im Flur, wo der Waschbereich ist.

Nach einem kurzen Geburtstags-Telefonat mit Martin ging es zum Frühstück und dann weiter zum Auschecken. Spätestens um 9 Uhr wollte ich am Bahnhof sein um Tickets zu kaufen und dann nach Kanazawa zu fahren.

Kanazawa wurde 300 Jahre lang von den Maedas, dem zweit größten Clans Japans, kontrolliert und entwickelte sich so zu einem wichtigen Handels- und Kulturzentrum. Es ist eine typische Burgstadt mit vielen verwinkelten Gassen – was einem die Orientierung nicht gerade erleichtert 😉

Wir hatten die Wahn zwischen 2 Stunden Fahrt für 35 Euro und 4,5 Stunden Fahrt für 14 Euro. Da wir noch ein paar teure Fahren vor uns haben entschied ich mich für die langsamere Variante. Das war zwar auch mit zweimal umsteigen verbunden, aber trotz allem Stressfrei. Nach dem gestriegen Tag auch nicht die schlechteste Entscheidung 😉

Erste Anlaufstelle: Touristeninformation. Erstmal einen Stadtplan organisieren. Also rein ins Büro, wo uns zwei Damen leicht hilflos anlächelten und dann in einer nahezu synchronen Bewegung nach links zeigten. Da war in die Ecke gedrückt der Schalter für die englischsprachige Beratung. Ooookay, also auf nach links. Die Dame dort lächelte uns auch brav an, begrüßte uns in Kanazawa und versuchte sich krampfhaft mit mir auf Englisch zu unterhalten. Und ich bin mir sicher, dass ich sie auf Japanisch besser verstanden hätte 😉 Die Karte ging noch. Dann habe ich sie gefragt, wo denn der Bus zur Jugendherberge abfahren würde. Irgendwo an Steig 3 – ich solle doch den Busfahrer fragen. Dann hatte ich auf ihrem Plan vom Bahnhof einen Gepäckservice gesehen. Da wollte ich wissen, wie der funktioniert – stattdessen beschrieb sie mir den Weg dahin. Okay, auch gut.

Also raus und den Bus gesucht. Der kam auch bald und gondelte uns quer durch die Stadt bis hoch auf den Berg. Die Jugendherberge von Kanazawa liegt leider ziemlich weit außerhalb. Kaum angekommen begrüßte uns ein netter Herbergsvater der dann panisch auf die Uhr schaute und nur meinte „Wollt ihr gleich wieder in die Stadt? Der nächste Bus kommt schon in 10 Minuten!“ Ja, gerne! Also nicht eingecheckt sondern nur schnell unser Gepäck abgelegt. Bis 22 Uhr sollten wir zurück sein, damit wir einchecken können. Super! Also los – nur leider haben wir die Bushaltestelle nicht gefunden, was daran lag, dass sie kein Schild hat 😉 Das Haltestellenschild steht nur auf der Seite, auf der die Herberge ist. Mist. Also Bus verpasst. Wie kommen wir jetzt runter? Laut der Karte, die wir von der Touriinfo hatten musste irgendwo ein Weg den Berg runter gehen. Nach einem Fehlversuch, der in irgendeinem Park endete, fanden wir dann einen zwar recht steilen, aber direkten Weg ins Tal. Es war zwar schon Nachmittag, aber Kanazawas Hauptattraktion der Kenrokuen Garten, einer der drei schönsten Gartenanlagen Japans, hat zum Glück bis 18 Uhr offen. Also auf dorthin.

kanazawa GartenWir konnten den Garten in relativer Ruhe bei schönstem Abendlicht genießen. Das war richtig toll! Traumhafte Landschaften, hübsche Flussläufe, niedliche Teehäuser. Alles total verwinkelt und super gepflegt. Schon alleine dafür lohnt es sich nach Kanazawa zu fahren!

Kanazawa HigashiChayaAls wir raus wahren war das Wetter noch so schön, dass wir beschlossen uns das alte Geisha-Viertel anzusehen. Eine gute Entscheidung! In der Abenddämmerung waren kaum noch Leute unterwegs und das rote Licht tauchte das Viertel in eine noch stimmigere Atmosphäre. *schwärm*

Unser Abendessen nahmen wir – mal wieder – an einem Flussufer ein und stiefelten anschließend den nachmittags gefundenen Fußweg hinauf. Unser Herbergsvater begrüßte uns wieder freundlich und fragte, ob wir wirklich getrennte Zimmer oder doch lieber ein gemeinsames haben wollten. Die Frage verstand ich dann, als wir in den Zimmern waren – die Herberge war fast leer. In meinem Frauenzimmer schlief noch eine weitere Japanerin, die in der Gegend offensichtlich regelmäßig Motorradtouren fährt. Stefan hatte ein 6er Zimmer für sich alleine. Dann lief noch ein Mädel aus Kalifornien herum, mit der ich im Bad (*entspann*) eine Weile quatschte. Und das war es anscheinend auch schon. Störte uns natürlich nicht weiter 😉

Am nächsten Morgen packten wir unseren Kram. Es gab leider nur zwei Busse, die in Frage kamen, um zum Bahnhof zu fahren: einer gegen 7:50 und einer gegen 9:15. Naja, soooo früh wollten wir dann auch wieder nicht aufstehen, also den 9 Uhr Bus genommen. Zum Bahnhof und dort erstmal unser Gepäck eingeschlossen.

Weiter ging es zu einem Seidenmal-Museum, in dem man uns die Technik erklärte, wie Kimonos bemalt werden. Sehr interessant! Und traumhafte Kimonos hatten sie dort ausgestellt. Unbezahlbar – aber traumhaft schön.

Anschließend gingen wir in das alte Samuraihaus-Viertel. Dort konnte man auch eins Besichtigen. Oder zumindest einen erhaltenen Teil. Ein sehr schönes altes japanisches Haus mit einem berühmten kleinen Garten (ja, mal wieder ;). Dazu gab es eine kleine Ausstellung mit Waffen, Karten und Münzen.

Kanazawa BurgUnd als letzten Punkt in Kanazawa schauten wir uns die Burg an. Von der steht eigentlich nichts mehr im Original. Aber es laufen etliche Ausgrabungen und zwei Gebäudekomplexe sind wieder aufgebaut worden. Eins davon kann man besichtigen. Das interessanteste daran war, dass sie sehr viele Bautechniken in Filmen und Modellen erklärten. Wie die Wände gebaut werden, wie die tragenden Balken zusammengesetzt sind, welche Funktion bestimmte Materialien haben und so weiter.

Damit war Kanazawa für uns abgeschlossen und es ging zurück zum Bahnhof um weiter nach Toyama zu fahren.