Joggen in Kameoka

Jetzt bin ich gute vier Wochen hier und war immer noch nicht Laufen! Gut, ich muss mir bei dem Essensplan eigentlich auch keine wirklich sorgen machen, aber irgendwie fehlte es mir doch schon! Also habe ich mir am Wochenende meine Karte von Kameoka geschnappt und bin los.

Die Karte ist leider nicht sehr genau und es ist auch schwer zu sagen wie die Wege aussehen koennten, die darauf eingezeichnet sind. Ich hatte mir zwei Routen ueberlegt: entweder um den Berg im nordwesten drum herum oder den Fluss im Norden entlang. Ich hatte mich dazu entschieden erstmal den Fluss auszuprobieren

Also auf richtung Bahnstrecke, da muesste irgendwo ein Weg ueber die Schienen fuehren. Der war tatsaechlich schnell gefunden. Weil dort momentan an den Gleisen gearbeitet wird wurde ich sogar von einem Baustellenarbeiter, der den Bahnueberweg kontrolliert begruesst und ruebergewunken. Gut. Damit bin ich auf der anderen seite. Und wie komm ich jetzt zu dem Weg am Fluss? Keine Ahnung. Vor mir liegen nur Felder. Kein Weg zu sehen. Nur eine neue Strasse, die gerade gebaut wird. Ja gut, nehm ich die erstmal. Also auf nach rechts. Der Strasse folgend, bis zum Ende der Baustelle, wo mal wieder ein Baustellenarbeiter wartete und mir breit grinsend zunickte. Von da aus konnte ich den Weg den Fluss entlang schon sehen und bin da direkt rein.

Etwa einen Kilometer weiter, von oben aus konnte ich auch endlich sehen, wie ich vom Ueberweg aus hergekommen waere, stand ich leider vor einem Problem. Wieder die Baustelle (in Kameoka wird gerade der Bahnhof um bzw. neu gebaut.) Deswegen kam ich leider nicht weiter – da hoerte der Weg ploetzlich vor einem Bauzaun auf. Betreten verboten kann ich inzwischen gluecklicherweise lesen 😉

Also runter vom Deich, wieder richtung Kameoka. Da war noch ein Durchgang unter den Gleisen. Von da aus auf die andere Seite der Baustelle und weiter den Fluss entlang. An einer Schule vorbei. An jeder Menge Karpfenfahnen zum Kodomo no hi vorbei. Weiter bis zur Kameoka Gallery (keine Ahnung was da eigentlich drin ist – ist auf jeden Fall ein ziemlich grosser Glasbau). Ja und da haette ich die Wahl zwischen rechts oder links den Fluss entlang gehabt. Da ich grob linksrum weiter wollte bin ich auch links geblieben. Was ein Fehler. Etwa 500m weiter war der Weg mal wieder versperrt – diesmal von einem wild gewachsenem Bambushain. Da muss ich wieder mal runter von Deich und quer durch die Felder. Da begenete mir noch ein Japaner mit seinen Hunden. Ob ich Angst vor ihnen haette. Nene, ist schon in Ordnung, sehen sehr lieb aus. Ah! Sie sprechen Japanisch?! Ja, ein wenig. Wo sind sie denn her und was machen sie hier? Ich bin Austauschstudent an der Doshisha (gefolgt vom ueblichen „waaaah? Doshisha?!?“) und komme aus Deutschland? Ach wirklich? Das ist ja schoen! Ob ich Mercedes kennen wuerde? Ja sicher 🙂 Er sei Mechaniker fuer Mercedes, BMW und Audi. Deutsche Autos seien die besten der Welt! *g* Ich habe ihm dann noch kurz meine Karte unter die Nase gehalten, ob ich denn noch da waere, wo ich glaube zu sein. Japp, vollkommen richtig. Gut, dann weiter.

Jetzt kam der Berg dran, denn ich mit vorgenommen hatte. Bloederweise ist die Strasse, die da drum herum fuehrt, eine eher schmale Umgehungsstrasse ohne Gehweg…. Nicht so gut zum Laufen. Ich bin dann so bald es ging wieder nach links abgebogen, um direkt ueber den Berg zu laufen. Am Anfang war das auch ganz ok – an einem netten gruenen See vorbei und so. Aber dann kamen Stufen. Und Treppen in Japan sind meistens eine Sache fuer sich 😉 Diese hier waren von der Art „unregelmaesig und ausbesserungsbeduerftig“ Also nichts mit Laufen. Vorsichtig gehen. Ich habe diesemal die „Betreten Verboten“ Schilder ignoriert, weil ich nicht die ganze Strecke zuruecklaufen wollte. Warum stehen die auch bitte immer mitten in der Pampas?! Irgendwann war ich oben, ging noch um eine Ecke und stand praktisch mitten auf einem Schreingelände. Das war zwar verlassen, aber das hat es eigentlich nur noch uriger gemacht. Alleine auf auf einem Berg, in einem etwas verwittertem Schrein mit vielen roten Toriis.

Den Berg kann ich auch von meinem Fenster aus sehen und nachts sieht man dort zwei Toriis aus Glühbirnen. Die habe ich dann jetzt auch mal von nahem gesehen: Stahlgerüste mit Glühbirnen dran. Nicht sehr romatisch 😉 Aber nachts sieht das ganz nett aus. Ein Stück weiter ist dann auch noch eine Aussichtsplattform, von der aus man einen wirklich schönen Ausblick ueber Kameoka hat. Naja ok, schön ist immer relativ. Aber da muss ich auf jeden Fall nochmal mit dem Fotoapparat hoch.

Auf der anderen Seite geht ein Weg wieder den Berg runter, direkt nach Kameoka rein. Der Weg ist natuerlich noch schlimmer *lach* Die Stufen sind unterschiedlich hoch und breit, total ausgetreten und man muss auf seinen Kopf aufpassen. Der Weg ist gesäumt mit kleinen, aber schon ziemlich verfallenen Toriis. Unten angekommen war ich auch schon wieder fast zuhause. Wäre also eigentlich sehr praktisch, aber wie gesagt, nicht zum Laufen geeignet.

Der zweite Versuch laufen zu gehen, am Sonntag, war nicht viel erfolgreicher, weil ich blöderweise einmal falsch abgebogen bin 😉 Mal sehen wo ich nächstes Wochenende lande 😉

3 Gedanken zu „Joggen in Kameoka

  1. Weil ich mich hier auch verlaufe? Oh, Karten lesen in Japan ist deutlich spannender als in Deutschland 🙂

  2. Wieso erinnert mich das jetzt an ein x-beliebiges Adventurespiel.

    • Verwende Hund mit Bambushain.
    • Bambusstock erhalten
    • Verwende Bambusstock mit Schrein
    • Versteck gefunden.

Kommentare sind geschlossen.