Gastfamilienkochen

Diesen Freitag war kein Ausflugstermin. Das war ganz angenehm, weil ich anderweitig beschäftigt war: Nach längerem Terminsuchen und überlegen, was wir denn kochen könnten stand endlich das gemeinsame Kochen von Annikas und meiner Familie an. Schon das Einkaufen war mal wieder ein Abenteuer für sich. Wir wollten Semmelknödel, Gulasch und Erbsen mit Möhren machen. Alllles klar. Semmelbrösel gibt es hier natürlich nicht, also brauchten wir altes Brot. Hier gibt es fast überall so dickes, ganz weiches Toastbrot. Das war unsere Notlösung, aber es gibt auch einige Bäckereien mit so was Ähnlichem wie Brötchen 😉 Wir kauft man nun 750g Brot? Wir dachte uns, man könnte das gewicht ja grob mit dem von einer Tüte Toastbrot vergleichen. Jaaaaa, wenn auf dem Toastbrot ein Gewicht stehen würde! Tat es aber nicht… Die Verkäuferin hat es uns aber schnell gewogen. Damit ging es dann halbwegs. Alles drei Tage früher gekauft und trocknen lassen (meine Gastmutter hat SEHR irritiert geguckt 😉 Ich habe versucht zu erklären, dass wir altes Brot brauchen und dass es ursprünglich halt eher ein Rezept zum Resteverwerten ist. Aber ob es angekommen ist, weiß ich nicht.).

Dann ging es weiter zum Gemüse. 750g Zwiebeln. Ok, Zwiebeln gibt es. Aber was wiegen die? Kein Gewicht drauf. Und keine Waage zu sehen. Auf zum nächsten Verkäufer 😉 Der rannte dann mit den Zwiebeln weg und sagte uns anschließend, was sie in etwa wiegen. Die Netze würden aber alle unterschiedlich schwer sein. Alles klar. Artig bedankt und das gewogene Netz als Referenz benutzt. Weiter ging es zu Knoblauch und Gewürzen. Alles ganz ok, weil überall auch die Englischen Namen drauf standen *puh*

Mehl war schon komplizierter. Erst haben wir das richtige Regal nicht gefunden und dann haben wir überlegt, was wohl der Unterschied zwischen den verschiedenen Verpackungen sein könnte. Wir haben dann einfach irgendeins genommen 🙂

Für die Sauce brauchten wir Rotwein und wenn schon ein Rotwein gekauft werden muss, dann auch gleich einen auf den wir auch Lust haben. Da gab es einen Australischen Wein, denn ich auch sehr gerne trinke – gleich zwei Flaschen gekauft (war auch sehr lecker!).

Den Rest habe ich dann am Freitag alleine in Kameoka gekauft. Da ging das Problem mit der Waage von vorne los 😉 In Supermärkten hat kein Gemüse, kein Obst Gewichtsangaben! Und Waagen gibt es auch nie. Noriko hat mir das damit erklärt, dass japanische Rezepte wohl alle nur in Stückzahlen rechnen. Ja Aber das ist doch alles total unterschiedlich groß… Die Mitarbeiterin in der Gemüseabteilung war aber wieder sehr hilfsbereit und hat mir meine Tomaten gewogen 😉

Weiter zum Fleisch. Das war ja meine größte Sorge. Rindfleisch kriegt man irgendwie immer nur in ganz dünnen Schreiben, manchmal in Würfeln und ansonsten vielleicht noch als Steak. Deswegen waren wir ja von der Planung Rouladen zu machen abgerückt. Ich habe mich dann für Australische Steaks entschieden, die gerade im Angebot waren. Schön einzeln verpackte 150g Steaks. An der Kasse wollte mir die Verkäuferin dazu noch irgendwas erklären, aber das ging in einem Affenzahn und auf die Bitte langsamer zu sprechen kam der gleiche Spruch im gleichen Tempo noch mal 😉 Sie hat’s dann aufgegeben und weiter abkassiert…

Niedlich war auch der Mitarbeiter an der Kühltheke. Ich wollte noch Sahne für die Sauce kaufen – bevorzugt saure. Süße Sahne zu finden war kein Problem, aber ich war mir nicht sicher, ob es hier überhaupt so was wie saure Sahne gibt! Also los zum Verkäufer und ihm versucht mein Problem zu erklären. Das scheint er sofort verstanden zu haben, sagte irgendwas von Kühlschrank, kurz warten und dampfte davon. Kurz darauf war er mit einer Kollegin im Schlepptau wieder da und sie sagen mir irgendwas in einem Bedauernden Tonfall. Ich tue mich mit dem Höflichen Japanisch leider nach wie vor sehr schwer – und bat sie deswegen mal wieder darum bitte langsamer zu sprechen. Nach dem zweiten versuch kreuzte die Dame nur die Arme und meine „nai!“ – kurz und einfach „gibt’s nicht“. Das verstand ich dann *g* Sie entschuldigten sich noch vielmals und ich bedankte mich vielmals. Ich find zwar nie das, was ich suche, aber dafür sind sie hilfsbereit *lach*

GastfamilienkochenDas Kochen war dann eine absolute Küchenschlacht. Erst das ganze Schnippseln und dann das Problem, dass Norikos Kochgeschirr einfach nicht für solche Mengen ausgelegt ist 🙂 Angefangen beim Knödelteig, denn wir in einer Aufbewahrungsbox, so ähnlich wie in manchem Kühlschrank das Gemüsefach, zusammengerührt haben. Über den Gebrauch von mehreren Pfannen gleichzeitig, um die Zwiebeln und das Fleisch anzubraten.

Ich hatte mich natürlich blöderweise mit den Mengen vertan. Zwei 6 Jährige als Voll-Esser einzuplanen ist natürlich Käse. Dazu dann noch die Tatsache, dass es ein vollkommen ungewohntes Essen ist. Najaaaa, da blieben dann zwei Portionen übrig. Aber im Großen und Ganzen waren glaube ich alle sehr positiv von den Abend angetan. Es hat tierisch Spaß gemacht endlich mal wieder selbst zu Kochen – mit Annika kam dann natürlich gleich wieder Tübinger Wohnheim-Feeling auf 🙂

Mal sehen ob wir das noch mal wiederholen. Die Mütter fanden es auf jeden Fall sehr lustig, weil das Essen halt alles so anders aussah. Vor allem den Semmelknödelteig fanden sie total spannend.

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