Eine Woche im Zeichen des Matcha

Wir waren diese Woche wieder sehr beschäftigt – ganz davon abgsehen, dass die Zwischenprüfungen bald anstehen und wir alle die Kriese kriegen, weil es so viel Unterrichtsstoff zu lernen gibt… Mittwoch sind wir nach Uji gefahren, Japans Hochburg des Grünen Tees. Seit dem 14. Jahrhundert wird hier Tee angebaut und insbesondere der Matcha aus Uji ist für seine hervorragende Qualität bekannt.

Wir haben eine Führung durch die Teefabrik von Uji bekommen. Zuerst gab es einen Film zu sehen – leider auf Japanisch, aber man konnte doch sehr viel verstehen. Es wurde gezeigt, wie der Produktionsprozess abläuft. Sobald die Sonne im Frühjahr anfängt zu brennen werden die Teepflanzen abgedeckt. Traditionell geschieht das mit Strohmatten, auf die lose Stroh geworfen wird. Dadurch wird 95% des Lichtes abgefangen, was dazu führt, dass die Blätter ganz fein bleiben und weniger Bitterstoffe ausbilden. Heute macht man das meistens mit speziellen schwarzen Planen, ausser für sie Spitzentees. Das gilt übrigens nur für Tee, der zu Matcha verarbeitet werden soll.

Sobald die Blätter eine bestimmte größe erreicht haben werden die jungen, neuen Blätter abgepflückt. Dafür stehen nur etwa 2 Wochen zur Verfügung. Der Tee wird sofort gedämpft und getrocknet und dann den Rest des Jahres weiterverarbeitet. Matcha ist Pulvertee – er muss also noch gemalen werden. Dazu werden alle Astelemente, also Stängel, aber auch die feinen Rippen der Blätter, und Blattstücke mit niedriger Qualtit heraussortiert, bis nur noch satt grüne, feine Blätter übrig sind. Diese werden mit Mahlsteinen ganz langsam zerrieben, damit Farbe und Qualtität erhalten bleiben.

Wir durften uns ein Teefeld, einen Teil der Fabrik und die Mahlmaschinen ansehen. Insbesondere letztere sahen lustig aus. Hatte ein wenig was von zu groß geratenen Kaffeemühlen. Oben ein Filter, in dem die Blätter lagen, dann zwei Mahlsteine, die etwas eirig übereinander rotieren. Und davon standen dann bestimmt 200 in Reihen nebeneinander.

Nach der Führung durften wir den Tee auch probieren. Wirklich ausgezeichnet – ich mag Matcha ja sowieso 🙂 Und dann durften wir uns im Werksverkauf austoben.

Am Donnerstag bekamen wir dann an der Uni eine Einführung in die Teezeremonie. Zum einen, wie man sich als Gast benimmt: Wir Verbeuge ich mich richtig (auf den Fersen sitzend)? wie ißt man die Süßigkeit, die vorm Tee serviert wird? Wie nehme ich die Teeschale auf und wie muss ich selbige wann in welche Richtung drehen? Wie trinkt man und wie macht man die Schale anschließend wieder sauber? Wie stellt man die Schale wieder ab und was mach ich noch damit? Puh 🙂 Und dann das ganze noch aus sicht des Gastgebers: Wie serviert man Süßigkeit und Tee? Wie wird der Tee zubereitet (wir durften ihn selbst aufschäumen)? Und wie räumt man wieder ab. Puh, mir tun die Knie ja momentan sowieso weh, aber das lange im Seiza sitzen und andauernde aufstehen und hinsetzen war dann doch ziemlich anstrengend.

War auf jeden Fall sehr interessant – und auch lustig 🙂 Wir waren ja in einer privaten Runde, da durfte jeder auch was falsch machen. Der eine vergaß die Schale zu drehen, der andere stellte die Schale beim Servieren schon ab, bevor er richtig saß, der nächste stand falsch auf. Kurz: irgendwie hat halt einfach jeder mal einen Fehler gemacht 🙂 War sehr amüsant. Ulrich hat mir zum Beispiel den Tee serviert – huhaaaa – beim dem ernsten Blick musste ich ja fast schreiend weglaufen 🙂

Am Freitag stand dann der Besuch bei der Urasenke an. Das ist eine der wichtigsten Teeschulen Japans, deren Haupthaus, das Konnichi-an, in Kyoto ist.

Wir wurden ins Haus geladen, haben alle brav unsere mitgebrachten frischen weißen Socken angezogen und wurden durch ein Labyrinth von Gängen in ein großes Teezimmer geführt. Dort wurde uns ratzfatz eine kleine Süßigkeit serviert und direkt im Anschluss der Tee. Irgendwie war das schon fast stress und gar nicht wirklich stimmig. Schade drum. Irgendwie war die Generallprobe stimmungsvoller. Aber egal. Parallel und im Anschluß wurde uns ganz viel zur Zeremonie und der Familie erklärt.

Im Anschluß wurden wir durch verschiedene Räume des Hauses geführt. Das war schon ziemlich interessant! Klassische japanische Architektur ist schon spannend. Papier-Schiebetüren zum Garten hin. Die meisten Wände sind herausnehmbar und/oder verschiebbar. Überalle Tatamimatten (deswegen auch die weißen Socken).

Unsere englische Führerin war total geduldig im Erklären und sprach auch ein ausgezeichnetes Englisch. Weil das Haus aber doch ein eher sakraler Ort ist und so bedeutungsvoll ist, durften wir leider keine Fotos machen. Normalerweise steht das Haus ja auch nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wer sich dafür interssiert kann jedoch auf der Webseite der Teeschule einen Rundgang durch das Haus mit Erklärungen auf Englisch anschauen.

Zum Abschied haben wir sogar jeder noch einen kleinen Fächer geschenkt bekommen, zusammen mit etwas Infomaterial zur Teeschule.

4 Gedanken zu „Eine Woche im Zeichen des Matcha

  1. Hm Matcha Tee, hat meine Mutter zuhause auch noch rumstehen. Schmeckt irgendwie interessant, aber wirklich dafür begeistern kann ich mich dann doch nicht so richtig 😉 Wir machen da immer nen Matcha-Eis draus hehe

  2. Hi.
    Ich muss sagen mir schmeckt der Tee auch super.
    Nur wenn ich zu viel trinke, bekommt er auf einmal einen komischen Geschmack. Finde ich.
    Grüße Michi

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