Wanderung Hozukyo – Takao-San

Todesmutig bin ich auf Annikas und Elifs Einladung zum Wandern eingegangen – und fand mich deswegen samstags morgens um 8 Uhr an einer Bahnhaltestelle mitten in den Bergen wieder *gähn*

hozukyoDie Haltestelle heißt Hozukyo und liegt auf einer Brücke genau zwischen zwei Bergkämmen, zwischen Arashiyama und Kameoka – also auf meiner täglichen Fahrtstrecke. Der Platz zwischen den Bergen ist so knapp, das man sogar nur auf einer Seite den Bahnhof verlassen kann – mitten im Nichts 🙂

Laut einer groben Karte am Straßenrand (Annika hatte dummerweise ihre Wanderkarte nicht mitgenommen 😉 sollte es grob die rechte Straße entlang und dann links ab einen Wanderweg geben. Ooookay, also los. Nach zwei Tunnel fanden wir tatsächlich auch einen Weg – auch wenn das glaube ich ein andere war, als wir geplant hatten. Den laut einer Karte von Kameoka, auf die ich vorher geschaut hatte, hätte es auch einen Weg links an die Berge geben müssen. Den habe ich aber nicht entdecken können. Egal wie, der Weg, den wir genommen haben, war auf jeden Fall traumhaft schön!

wanderung1Immer den Fluss entlang, total einsam, nur hin und wieder mal ein Angler im Fluss. Wacklige Behelfsbrücken, die so aussehen, als ob sie seit 20 Jahren nicht mehr benutzt worden wären. Glitschige Felsen, über die man klettern muss. Wahnsinnig viele Momiji (japanischer Ahorn). Und immer den rauschenden Fluss entlang.

Irgendwann hatten wir ziemlich die Orientierung verloren und die ausgeschilderten Ortsnamen sagten uns auch nichts. Durch wirklich „Ort“ nennbare Häuseransammlungen kamen wir eh nicht. Klar war nur, dass wir ziemlich weit nach Norden gingen – obwohl wir doch eigentlich eine Schleife zurück nach Kameoka gehen wollten. Aber das Wetter war schön, die Laune gut. Also einfach mal weiter gehen und dann schauen, wie man zurück kommt 😉 Nach drei Stunden machten wir Pause auf einem total einsam liegenden Rastplatz – und kaum saßen wir fing es über uns an zu donnern. Kein gutes Zeichen, wenn man nicht weiß, wo man ist 😉 Am Rastplatz gab es auch eine grobe Karte, die uns sagte, dass der nächste Ort etwa 2,2km weiter sein musste und an einer etwas größeren Straße liegen sollte. Da gibt es bestimmt auch einen Bus! Also weiter.

Kurz darauf kamen wir auch in Takao an – so heißt der Ort. Wir kamen ja den Fluss entlang und hier konnte man einen hauch davon Erahnen, was hier im Herbst los sein muss, wenn der Ahorn in schillernden Farben leuchtet. Entlang den Fluss sind jede menge Ausflugscafes oder –restaurants. Alle offen, mit schönem Blick auf den Fluss und die angrenzenden Berge (die voller Momiji sind). Aber da wir ja noch nicht mal wirklich Sommer haben ist dort zurzeit absolut nichts los.

Ein Stück weiter kamen wir an einem Schild vorbei, dass uns darauf aufmerksam machte, dass es hier einen Tempel zu besuchen gibt. Ja, den geben wir uns doch noch! Aber kaum waren wir die hälfte des Berges hochgestiegen, auf dem der Tempel liegt, schon fing es an wie aus Eimer zu schütten… Wirklich beeilen war aber auch nicht drin, weil Treppen, die zu Tempeln/Schreinen führen, grundsätzlich aus unregelmäßigen, groben und glitschigen Steinen geformte Stufen haben. Oben angekommen stellten wir uns erstmal im Tempelportal unter – zusammen mit ein paar anderen Japanern, die uns etwas mitleidig anschauten, weil wir keine Schirme dabei hatten. Regenjacken scheint ihr einfach niemand zu vertrauen 🙂

wanderung2aIrgendwann wurde es etwas besser, aber es sah nicht so aus, als ob es so bald aufhören würde. Also sind wir im Regen rein. Der Tempel heißt Jingoji und wurde im 9ten Jahrhundert gegründet. Die Wege sind sehr breit angelegt und führen zu mehreren ziemlich alten Tempelgebäuden, die im prasselnden Regen durchaus sehr malerisch aussahen. Wirklich so, wie man sich einen alten Bergtempel vorstellt 🙂 Das Interessanteste am Jingoji war jedoch die Aussicht auf das Tal. In der hintersten Ecke des Tempelgeländes befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man einen wunderschönen Blick über die Berge hat, durch die sich der Fluss schlängelt, den wir entlanggegangen waren. Mit Regen und Nebenschwaben war das schon sehr imposant! Laut Reiseführer kann man im Tempel Tonscheiben erwerben, um sie mit samt seinem schlechten Karma ins Tal zu werfen 😉

wanderung2bDen Berg wieder runter und auf der anderen Flussseite wieder hinauf kamen wir auch endlich in Takao an. Hier war auch sofort eine Bushaltestelle – aber der nächste Bus kam erst in 45 Minuten. Zeit um mal die Karte von Kyoto zu studieren, die ich mithatte. Die ist zu Grob, um damit Wandern zu können, aber sie sagte mir, wo wir waren und dass es hier um die Ecke noch einen Tempel geben musste, der auf der Liste der Unesco Weltkulturerben steht. Der Kozan-Ji.

wanderung3Annika und Elif schauten mich zwar ziemlich leidend an, sie sind dann aber doch tapfer noch den letzten Kilometer bis zum Kozan-Ji mitgegangen. Und ich finde, er hat sich gelohnt! Hier sah man soviel Grün, dass es einen fast schon erschlug. Vor allem frisches Moos. Alles gelegen in einem schönen alten Wald mit riesigen Bäumen. Der Kozan-Ji ist kulturell gesehen dafür berühmt, dass er zum Einen wichtige Kulturgüter Japans aufbewahrt und zum Anderen als die Geburtsstätte des japanischen Tees zählt. Abt Myoe, der hier lebte, soll den Teeanbau und –genuss in Japan verbreitet haben. In der Mitte des Tempelgeländes befindet sich deswegen eine kleine Modelteeplantage. Urig ist auch das moderne Lagerhaus, in dem die Kulturgüter aufbewahrt werden. Das passt einfach überhaupt nicht in diese vom Moos beherrschte Bergtempellandschaft.

Zurück ging es dann mit dem Bus. Von Takao aus kommt man leider nur nach Kyoto. Wir mussten also den Umweg durch die Stadt nehmen, bevor wir wieder nach Kameoka fahren konnten. Aber zum Zurücklaufen waren wir definitiv zu erschlagen 🙂 Aber es war eine schöne Tour! Damit habe ich jetzt 5 der 17 Weltkulturerben Kyotos gesehen.

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