14.7.2007 Onsenbesuch

Nach dem Stress der letzten Tage war der Vorschlag von Eva ins Onsen zu gehen genau das Richtige! Nachdem ich zu hause noch mal zwei Stunden geschlafen und geduscht hatte brach ich also gegen 12 Uhr wieder auf nach Kyoto um mich mit Eva und Ulrich am Bahnhof zu treffen. Wir fuhren nach Ogoto, einem Ort am Biwako-See, etwa 20 Minuten Zugfahrt von Kyoto entfernt. In der Gegend wohnt Kristina, die wir vorm Onsen „Agaryanse“ trafen.

Mein erster Onsenbesuch. Ich hatte zwar schon Sento-Erfahrung, aber Onsen ist doch noch mal etwas anderes 😉 Am Eingang zieht man seine Schuhe aus und schließt sie ein. Mit dem Schlüssel geht man dann zum Check-In und zahlt schon mal seinen Eintritt von etwa 10 Euro (für einen beliebig langen Aufenthalt). Alle weiteren Kosten während des Besuchs werden bargeldlos mit dem Schlüssel bezahlt. Man bekommt einen Zettel mit der zugeteilten Schranknummer ausgehändigt und bekommt dazu wahlweise ein Set aus Handtüchern und so was wie einem Pyjama oder ein Set aus Handtüchern und einem Yukata. Wir gaben uns natürlich das volle Programm mit Yukata 😉 Eva in weiß-rosa, Kristina in blau, Ulrich in klassisch weiß-blau und ich in grün.

Da die Bäder für Männer und Frauen getrennt sind verabschiedeten wir uns erstmal von Ulrich und zogen ins Frauenbad. Man zieht sich ganz aus und bedeckt sich beim Herumlaufen artig mit einem etwa 30×50 cm großem Handtuch, dass man sich längs vor den Körper hält. Erster Schritt: Einseifen. Die Wand entlang gibt es jede Menge Waschnischen, in denen ein Hocker, eine Schüssel, drei Arten von Seife, Shampoo und Spülung bereitstehen. Man seift sich mit Hilfe des Handtuchs kräftig von oben bis unten ein – am besten mehrmals – spühlt sich wieder ab und macht sein Handtuch anschließend wieder sauber. Dann geht’s ins heiße Wasser.

Die Becken sind um die 40 bis 42 Grad heiß und es gibt verschiedene Arten: kleine Bottiche, in die man sich zusammenkauert; einfache Becken; Wasser mit bunten Zusätzen, die blumig riechen; Sprudelbäder; Bäder im Freien oder im Haus. Im laufe des Tages haben wir alles einmal ausprobiert – auch das 15 Grad kalte Becken bei der Sauna 😉 Sauna ist sowieso etwas lustiges hier. Man legt sich nicht auf Handtücher sonder benutzt ein Sitzkissen und bleibt halt auch sitzen – und schaut dabei fern! Ich war jetzt in zwei Saunen in Japan, beide hatten einen Fernseher. Es gab aber auch eine Art Trockensauna. Dafür liehen Eva und ich uns eigens dafür bereitstehende graue Pyjamas aus, in denen man sich auf heiße Steinplatten legt. Am Anfang fühlt sich das einfach nur angenehm warm an, aber nach einiger Zeit fühlt man sich wie eine Steinofenpizza 🙂

Im Außenbereich gab es auch noch eine heiße Marmorplatte, über die warmes Wasser läuft. Da haben wir uns zu dritt draufgelegt, die Augen geschlossen und einfach mal die Welt, Welt sein lassen. Von oben tröpfelte leichter, kühler Regen – von unten die warme Steinplatte. Ahhhhhh – so lässt es sich leben!

Nach etwas über einer Stunde waren wir wieder mit Ulrich verabredet. Also gingen wir wieder in die Umkleide, trockneten uns ab, schlüpften in die Yukatas und gingen wieder in den gemeinsamen Aufenthaltsbereich. Dort gibt es Restaurants, Getränkeautomaten und verschiedenste Liege- und Sitzgelegenheiten. Hightech-Liegesessel mit eingebautem Fernsehr, Massagestühle, eine Internetecke, Regal mit Mangas zum Lesen, Go-Spiele und ein toller Ausblick auf den Biwako-See.

Nachdem wir Ulrich getroffen hatte wurde Kristina direkt von einer Mitarbeiterin darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihren Yukata falsch herum angezogen hat – rechts über links statt links über rechts. So trägt man Kimonos nur zu Beerdigungen. Fauxpas! Sie sah das zwar zuerst gar nicht ein, ging sich dann aber doch noch mal neu binden 😉

Wir futterten erstmal eine Pizza und gingen dann in den großen Aufenthaltsraum. Kaum hatten wir vier Sitzplätze für uns ergattert waren wir auch alle eingeschlafen 🙂 Nach dem gestrigen Tag ja auch kein Wunder! Zwei Stunden später waren wir wieder halbwegs fit. Kristina verließ uns dann schon wieder, weil sie mit ihrer Gastmutter verabredet war, aber wir anderen gönnten uns noch einen zweiten Badegang. Als ich wieder zuhause ankam war ich so richtig schön müde – das tat wirklich wahnsinnig gut! Ich hab so gut geschlafen, dass ich sogar meinen ersten Taifun verschlafen habe, der heute Morgen über Kinki gezogen ist.

Für die Atosianer: Ich habe auch eine Antwort darauf, wer „Dr. Fish“ ist: In vielen japanischen Onsen gibt es Becken mit Fischen, in die man seine Füße oder Hände stecken kann. Die knabbern einem dann alte Hautschuppen ab. Und ratet mal, wie sie genannt werden: Dokutaafisshu *g*

Ein Gedanke zu „14.7.2007 Onsenbesuch

Kommentare sind geschlossen.