Seltsame Dinge

Eigentlich soll man ja direkt alles aufschreiben, was man seltsam findet, wenn man nach Japan kommt, weil man sich da so schnell dran gewöhnt. Also mal ein paar Dinge, die ich hier seltsam finde.

  • Pingende Ampeln

    Hat man zwar schon oft von gehört und auch schonmal im Fernsehen gesehen, aber irgendwie kann ich mich an die Dinger immer noch nicht gewöhnen. Die einen Ampeln zwitschern, wenn sie grün sind, die anderen spielen eine Melodie, die nächsten pingen einfach vor sich hin. Echt seltsam.
    Für Bahnsteige gilt übrigens praktisch das gleiche. Die pingen oder spielen eine Melodie, wenn der Zug einfährt

  • Pingende U-Bahnausgänge und Toilettenhäuschen

    Das ist noch seltsamer. Wenn man über die Hauptstraße von Kyoto läuft hört man immer wieder mal ein „piep-pöhp“. Dann läuft man gerade an einem U-Bahn-Zugang vorbei. Seltsamerweise klingen die Toilettenhäuschen im Park des Kaiserpalastes praktisch genauso. Angenommen das soll eine Orientierungshilfe für Blinde sein, wie unterscheiden die dann das eine vom anderen? 😉

  • Stöckelschuhe

    Japanerinner sind klein und wollen größer sein. Ok, alles klar. Aber mir tun die Füße schon vom Zusehen weh 😉 Hier laufen total viele Frauen auf extrem hohen Schuhe mit Pfennigabsatz herum. Und das sieht vielleicht aus, wie die darauf stehen/gehen… Überhaupt haben viele Frauen eine komische Fußstellung. So nach innen gedreht – sieht manchmal so aus als ob sie gleich über die eigenen Füße stolpern müssten. Naja und so gehen sie dann teilweise auch 😉

  • Toiletten

    Von den High-Tech-Toiletten haben sicher schon die meisten gehört. Ich hatte auch eigentlich hauptsächlich mit solchen und normalen westlichen Toiletten gerechnet. Sibylle hatte mich ja schon vorgewarnt, dass es in Schulen vor allem Hockklos gegeben hätte. Mhja, die gibt es immernoch. Und zwar deutlich mehr als mit lieb ist – ich finde die doch sehr unangenehm. Das erste und letzte Mal habe ich solche Toiletten im türkischen Hinterland gesehen. Wer rechnet denn damit, dass das die übliche öffentliche Toilette in Japan ist? In U-Bahnstationen, in Tempeln, an der Uni. Das einzige was einen da retten kann ist die Flucht auf die Behindertentoilette.
    Und auf fast jeder Toilette sucht man auf’s neue den Spühlmechanismus. Mal geht sie von allein, mal muss man was drücken, mal irgendwo die Hand davor halten oder den Hebel hinterm Deckel drücken.

  • Waschbecken

    Japaner haben ja teilweise doch einen ziemlichen Waschfimmel, aber an den Waschbecken könnte ich manchmal verzweifeln 🙂 Jedes mal aufs neue suchen, wie man denn nun an sein Wasser kommt. Hebel hoch oder runter drücken? Bewegungsensor? Selbstausdrehender Hahn? Wo kommt wie die Seife raus?
    Und damit es nicht langweilig wird gibt es gewöhnlich keine Handtücher. Manchmal gibt es Lufttrockner. Deswegen schleppen Japaner anscheinend alle ein kleines Handtuch mit sich herum. Sowas muss ich mir wohl auch noch besorgen – ich steh immer total blöd mit meinen nassen Händen herum 😉 Und das in einem Land, dass sich sonst für keine Müllproduktion zu schade zu sein scheint…

Die ersten Uni-Tage

Sonntag war nicht wirklich viel los. Den Morgen habe ich im Prinzip in meinem Zimmer verbacht und Nachmittags habe ich mal versucht in Kaneoka zu orientieren. Ist doch ganz schön groß – aber auch ziemlich häßlich. Ist halt ein Vorort-Städtchen, aber ich glaube mit 100.000 Einwohnern, oder so. Abends habe ich dann nochmal Kanjis und Vokabln gelernt, denn für Montag war ein Test angesetzt.

Und so ging die Uni dann halt direkt mit einem Hammer los: erst eine mündliche Prüfung, in der wir uns vorstellen sollten und halt ein paar Fragen gestellt bekommen haben (Was wir am Wochenende gemacht haben, wie wir es in Japan finden, wie wir zur Uni kommen, etc.). Dann war Mittagspause, die ich zum Kanji-Lernen verbraten habe und anschließend eine schriftliche Prüfung. Erst 45 Minuten Kanji-Prüfung und dann 60 Minuten Grammatik-Prüfung. In der nebenbei ein paar Sachen abgefragt wurden, die wir noch gar nicht hatten. Die Prüfung war ganz schön anstrengend… Danach hab ich erstmal einen Kaffee gebraucht! Auf dem Campus hat gerade erst eine San Francisco Coffee Company aufgemacht, da gab es das Eröffnungsangebot zwei Kaffee zum Preis von einem, wo Annika und ich uns erstmal drüber hergemacht haben 😉 Das war dann allerdings auch unser erster richtiger Kaffee, seit dem wir in Japan sind. Stark. Heiß. Und wach machend. Puh 🙂

Anschließend sind wir zum Kyoto-Budo-Center gelaufen. Einem Zentrum für Kampfsportarten. Annika, Elif und Acun wollten sich dort umsehen, weil sie in Kyot gerne Aikido, Judo bzw. Kendo machen wollen. Das kann man da tatsächlich auch als Ausländer 😉 Aber igendwie kann ich mich nicht so ganz dazu durchringen auch etwas anzufangen. Zumindest noch nicht?

Am Dienstag gab es dann eine Campusführung. Einmal quer durch die Gebäude „Da ist der Supermarkt, dort die Mensa, hier kriegt ihr euren Internetzugang. Viel Spaß!“ Stark verkürzt natürlich, aber so wahnsinnig viel gebracht hat es mir nicht. Unsere Klausuren sind inzwischen anscheinend ausgewertet, denn wir sind in zwei Gruppen aufgeteilt. So wie es aussieht wurden wir nach Leistungsstand aufgeteilt, finde ich eigentlich etwas schade. Wir sind doch so schon so wenige und bisher konnte man die etwas langsameren gut mitziehen – immerhin haben die dann auch jemanden zum Fragen. Das ist jetzt natürlich nicht mehr so ganz der Fall. Finde ich schade, aber nun ja.

Tja, und heute habe ich den halben Nachmittag verbracht mein Uni-WLAN zum laufen zu kriegen. Spannende Sache sage ich euch… Wir haben zwar ein 200 Seitiges Handbuch bekommen – aber eben nur auf Japanisch… Und der Großteil beschreibt eher die zur Verfügung stehende Software. Ich hatte zwischenzeitlich einen Zettel mit einem Hinweis auf einen VPN-Client gesehen und mir die Domain gemerkt. Den habe ich dann tatsächlich auch recht schnell mittels eines Uni-PC auf meinen USB-Stick bekommen, aber das größere Problem war es, eine Verbindung mit meinem Notebook zu erstellen. Ich sah das Netz und hatte meine Zugangsdaten – aber keinen Netzwerkschlüssel! Wo zur Hölle ist der? Nach zwei Stunden wildem Handbuchblättern habe ich ihn dann klein in einem LAN-Flyer gefunden. „Doshisha“. Das war zu einfach… Und auch hoch sicher, nicht wahr? Naja, egal… Hauptsache endlich eine Verbindung! Anschließend muss man sich immer über eine Webseite zum Netzwerk einloggen – und fliegt dann alle 10 Minuten wieder raus… Sehr nervig! Und Mails kann ich auch nur über den SMTP-Server der Uni verschicken. Blöderweise kriege ich meinen VPN-Client auch noch nicht zum laufen, den brauche ich nämlich gar nicht für die Verbindung… Ich muss schauen wo hier die LAN-Arbeitsplätze sind. Vielleicht geht das besser? Die nerven auf jeden Fall mit ihren Sicherheitsbestimmungen 😉

Nachdem mehrere Gefragt haben, wie ich hier denn eigentlich online gehen: Am Bahnhof von Kaneoka gibt es ein Vergnüngungszentrum mit Karaoke, Billard, Dart, Manga-Cafe und eben Internetboxen. Gezahlt wird nach Aufenthaltsdauer. Wahlweise im Halbstundentakt oder als Paket (3 bzw 5 Stunden). Dazu gibt es Freigetränke. Eigentlich ganz nett – auf dauer natürlich nicht wirklich preiswert, aber hauptsache internet!

Morgen beginnt dann der normale Unterricht. Lassen wir uns überraschen 😉

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Sudoku

Eigentlich kann einem das keiner glauben. Ich war heute recht spät zuhause und hab deswegen alleine zu abend gegessen. Noriko und Kazuki waren im Bad als ich nach hause kam, also habe ich mir was zu lesen mit an den Tisch genommen. Den Stern, den ich mir am Flughafen noch als Fluglektüre gekauft hatte und dann doch nicht angerührt hatte 😉

Noriko war neugierig und fragte ob sie sich die Zeitschrift mal ansehen darf. Klar, nur zu. Ob es ein Frauenmagazin sei. Ähm, ne, das nun wirklich nicht. Aber wie erklärt man den Stern auf Japanisch? Noch dazu wenn man schon hundemüde ist? *g* Keine Chance. Aber egal. Am Ende gab es eine Seite mit Sudokus. Da hatte ich mit einem überraschten Lachen gerechnet, aber nein. Noriko kannte keine Sudokus. Noch nicht mal den Namen!

Also stand ich mit zwei Japanern in der Küche und versuchte ihnen zu erklären wie man ein japanische Zahlenrätsel namens Sudoku löst… Das glaubt einem doch keiner!

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