Missglückte Sightseeingtouren und zwei Einkaufbummel

Da meine Eltern nächte Woche nach Kyoto kommen und meinen Koffer mit zurück nehmen (ich will nur mit Rucksack weiter reisen), bin ich gerade im Einkaufsstress. Die Chance muss ich doch nutzen und den Koffer auch voll machen 😉 Langsam habe ich allerdings auch die Befürchtung, dass er zu schwer wird *g*

Freitag nach dem Sakemuseum bin ich Richtung Kiyomizu Dera gefahren und dann die Gojozaka, Chawazaka und Sannenzaka entlang gestiefelt. Das ist ein absolutes Tourismusviertel, aber auch berühmt für seine Porzellanwaren. Eine Schale schöner als die andere! Besonders hübsch finde ich ja die Ehepaar-Tassen: Das sind Teebecher-Sets, wobei eine etwas größer als die andere ist 😉 Aber davon hatte ich letzte Woche schon eins gekauft. Zusammen mit einer Matcha-Teeschale und dem zugehörigen Zubehör *g*

Ich wollte noch nach Reisschalen, Bänkchen für Essstäbchen und Sojasaucen-Schälchen schauen. Irgendwann, nach n Geschäften stand ich plötzlich vorm Kiyomizu Dera, einem heißen Kandidaten für die „7 Weltwunder der Moderne“, die gerade im Internet gewählt werden. Da wollte ich eigentlich immer mal hin – aber das war jetzt irgendwie unvorbereitet 😉 Ausserdem regnete es in strömen und es war schon wieder 17:30 Uhr… Ich hätte noch rein gedurft, aber hätte mir nicht alles ansehen können, weil um 18 Uhr Torschluß ist. Also bin ich unverrichteter Dinge wieder umgedreht. Ein anderes Mal. Auf dem Rückweg bin ich dann eine andere Straße den Berg runter gegangen. Die meisten Geschäfte hatten jetzt schon geschlossen und ausser Stäbchenbänkchen habe ich nichts gefunden. Also ab in die Shijo Dori, in ein Kaufhaus. Mhjaaaa, also die Porzellanwaren haben mir nicht so gefallen, aber die gußeiserne Teekanne konnte ich nicht stehen lassen *dumm-di-dumm* Hatte ich schon erwähnt, dass ich mir langsam Sorgen um das Gewicht des Koffers mache? 😉

shoppingDamit war meine erste Shoppingtour auch beendet, weil ich abends zum Bowling verabredet war. Annika wollte eigentlich anläßlich ihres Geburtstags am Kamogawa grillen. Die ganze Woche war Traumwetter – aber ausgerechnet Freitag regnete es von morgens bis abends… Deswegen hatten wir auf Bowling umgeschwenkt. Wir haben uns erstmal in Purikura-Automaten geschmissen. War ein ganz schönes Gedränge 😉 Yoko war auch da. Wir mussten uns natürlich auch mal eine Runde Purikura gönnen 😉 Es ist schon schräg, was es da alles für Automaten gibt! Wir hatten einen, bei dem man sich verschiedene „Wir-schneiden-euch-ins-Bild“-Motive aussuchen konnte. Yoko und Nin in einer Hosentasche, im Hühnernest, mit Teddy kuschelnd und Pocky futternd. Man sieht das Bild, wenn es geschossen wird und kann sich dann dementsprechend postieren. Sehr spaßig 🙂

Ja, am Samstag bin ich dann erstmal in einen Elektronikshop und habe mich durch Secondhand-Spiele gearbeitet. Aber entweder kenne ich die Spiele nicht oder ich bin mir sicher, dass ich keinen Spaß dran hätte, weil ich andauern im Wörterbuch nachschlagen müsste 😉 Beispiel Final Fantasy. Ich finde die Story ja schon auf Deutsch schwer zu verstehen. Das dann noch auf Japanisch? Puh… Weiß noch nicht…

Da ich mit meinem Porzellaneinkauf ja nicht erfolgreich war, wollte ich nochmal bummeln gehen. Aus irgendeinem Grund hatte ich mich für die Ecke um Burg Nijo entschieden. Auf dem Weg zur Burg hatte ich allerdings absolut nichts gefunden, weswegen ich mir dachte, gut, dann gehst du jetzt halt noch in die Burg. Die habe ich mir nämlich immer noch nicht angesehen. Mhja, Trugschluß. Torschluss: 16 Uhr. Aktuelle Uhrzeit: 17 Uhr… Ich muss mir echt mal angewöhnen früher aus dem Haus zu kommen 😉 Also wieder zurück, diesmal durch die Sanjo Dori. Die ist auf dem Stück eine überdachte Fußgängerpassage. Sehr viele kleine Geschäfte, abseits vom Rummel der Innenstadt. Hier und da mal ein Restaurant, ein Cafe oder ein Schnellimbis. Sehr gemütlich! Und zwischendrin gab es sogar 4 Porzellangeschäfte. In einem habe ich dann einen Großeinkauf gemacht *g* Sojasaucen- und Reisschalen, kleine Teller, ein Sakeservierfläschchen und drei Sakebecher. Für sage und schreibe 32 Euro. Selbst wenn sie den Weg nach Deutschland nicht überleben sollten kann ich damit leben. Aber so gut, wie alles verpackt ist, mache ich mir wenig sorgen. Ja, der Koffer ist langsam ziemlich voll und schwer *g*

Ergo: Ich habe immer noch viele, viele Sehenswürdigkeiten Kyotos nicht gesehen, aber dafür schon ganz viele tolle Souvenirs

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25.7. Sakemuseum

Sake1Zu unserem Kulturprogramm gehörte auch ein Besuch in einer Sakebrauerei – naja, genauer gesagt in einem Sake-Museum. Also stiegen wir wieder in die Bahn und fuhren diesesmal nach Fushimi, südlich von Kyoto. Nach 300 Yen Eintritt wurde uns erstmal in einem englischen Film erklärt, wie Sake gebraut wird. Von der Ernte über die Reinigung der Körner, vorbereitung der Maische (oder sowas in der Art) bis zur Gärung und Filterung. Eva meinte danach nur: Ich weiß ja nicht, ob mir dieser Film jetzt wirklich Lust auf Sake macht… So genau will man das eigentlich gar nicht wissen, stimmt 😉

Dann ging es durchs Museum. Uns wurden die Werkzeuge gezeigt, mit denen Früher Sake hergestellt wurde. Bottiche, Pressen, Rührgeräte, etc. Im Museum wird auch immernoch Sake produziert. Der zweite Teil des Museums beinhaltete Vorallem eine Ausstellung von Sake-Flaschen. Sowohl die zum Verkauf, als auch die zum Servieren. Teilweise auch sehr alte, aus Lack, Metall und Ton. Am besten gefiel mir ein Lackwaren Bento-Set, inklsive Sakebehälter und Trinkbecher.

Zum Abschluss gab es eine Sakeverköstigung. Zwei Sakearten und ein Pflaumenschnaps. Der erste Sake roch super und schmeckte auch total gut. Der Pfaumenschnaps roch fies, schmeckte aber super. Und der zweite Sake war irgendwie so lahlah. Mit dem Ergebnis, dass ich im Museumsshop gleich zwei Flaschen vom ersten Sake gekauft habe 😉 Einen für meinen Gastvater und einen für mich.Sake2

Auf dem Rückweg hat sich der ganze Kurs in einem Gasthaus eingefunden, in dem wir ein (fast) separates Zimmer bekommen haben. Mit niedrigem Tisch – der ein Loch für die Beine hatte *g* Da gab es erstmal eine Runde Yakitori (Hühnchen-Spieße) und Reis. Danach hätte ich gut schlafen können… Erst Sake und dann gutes Essen *puh*

Zungenbrecher – Hayakuchikotoba

Sowas bekommen wir im Unterricht schonmal zum Aufwärmen 😉

かえるぴょこぴょこ みぴょこぴょこ あわせてぴょこぴょこ むぴょこぴょこ。
Kerupyokopyoko mipyokopyoko awasetepyokopyoko mupyokopyoko
Ein Frosch springt, springt dreimal, springt nochmal, springt sechsmal.

あかパジャマ ちゃパジャマ きパジャマ。
akapajama chapajama kipajama
Roter Pyjama, brauner Pyjama, gelber Pyjama.

となりのきゃくはよくかきくうきゃくだ。
tonarinokyaku ha yoku kakiku kyaku da
Im Haus nebenan isst ein Gast viele Kaki-Fruechte

たけやぶにたけたてかけた。
takeyabu ni take tatekaketa
In einer Gruppe von Bambusstraeuchern ist ein Bambus umgefallen.

しんじん シャンソン かしゅ の しんしゅん シャンソンショー
shinjin shanson kashu no shinshun shansonsho
Die Neujahrs-Chanson-Show der Nachwuchs Chanson-Sänger

Zwischenprüfungen

Diese Woche waren Zwischenprüfungen. Montag mündlich, Dienstag Übersetzung, Donnerstag Kanji und Grammatik. Ich habe den Eindruck, als ob die meisten mit einer „Ich kann’s nicht, aber was soll es? Es ist auch einfach zu viel“-Einstellung in die Prüfungen gegangen wären. Diese Stimmung ist nicht ganz spurlos an mir vorrüber gegangen 😉

Wir behandeln normalerweise drei Lektionen die Woche, wobei jede Lektion an nur einem Tag besprochen wird. Dazu kommen etwa 40-60 Kanjis die Woche. Die werden aber nur einmal die Woche abgefragt und dann nie wieder aktiv benutzt. Denn unsere Hausaufgaben sollen wir nur in Hiragana schreiben. Mit dem Ergebnis, dass man sie auch total schnell wieder vergisst – also vor allem die Schreibweisen. Erkennen kann man sie doch deutlich länger.

Da wir aber mit Hausaufgaben, Rahmenprogramm, Fahrzeiten und den Versuchen uns auch mal mit Japanern zu unterhalten unglaublich eingespannt sind, bin ich froh, wenn ich die Grammatik halbwegs kann. Vokabeln wären schön, aber dafür bräuchte ich deutlich mehr Zeit. Das ist schon ziemlich deprimierend. Aber sich täglich nach der Uni in der Bibliothek einzuschließen und nur noch zu lernen würde meiner Meinung nach auch keinen Sinn machen – dafür brauche ich nicht nach Japan fahren.

Für die mündliche Prüfung sollten wir einen Gegenstand mitbringen und 3 Minuten darüber erzählen. Nur was? Nach langem überlegen habe ich ein Foto aus Aachen mitgenommen – vom Aachener Klenkes. Dazu habe ich übers Wochenende einen Text vorbeireitet, den mir Noriko mehrfach korrigiert hat. Ich glaub der Text ist ganz ok geworden – ich überlege schon, ob ich ihn ins Japanische Wikipedia stellen soll 😉 Nur stand ich vor dem Problem Vokabeln wie „Textilindustrie“ und „Nadelfabrik“ lernen zu müssen *g* Damit ich meine 3 Minuten auch voll bekommen habe gab es noch einen kleinen Ausflug übers Ruhrgebiet („Kohlebergwerk“, „Industriegebiet“, „Schwerindustrie“). Aber es lief ganz passabel. Nur bei den anschließenden Fragen kam ich etwas ins Trudeln. Trotzdem bin ich mit der Prüfung ganz zufrieden gewesen.

Die Übersetzungsübung war ein wenig doof. Zum Einen, weil ich Kanjis vergessen hatte und deswegen zu viel Zeit zum Nachschlagen eigentlich bekannter Zeichen drauf gegangen ist. Zum Anderen, weil ich nicht fertig geworden bin. Ich weiß aber gar nicht, ob überhaupt jemand alles geschafft hat. Da man uns gesagt hatte, dass die Prüfungen nur über Lektionen 22 bis 35 gehen würden, hatte ich die Grammatik von 36 und 37 nicht so intensiv gelernt – mit dem Ergebnis, dass sie mir bei der Übersetzung fehlten bzw. nicht ganz klar waren… Ich bin auf das Ergebnis gespannt!

Die Kanjiprüfung lief verhältnismäßig gut, da müsste zumindest das meiste richtig sein 😉 Ich tippe nur darauf, dass ich ein paar Dehnungslaute falsch gesetzt habe, aber egal.

Grammatik war dagegen ein ziemliches Ratespiel. Mir fehlen einfach die Vokabeln… Wenn man nicht weiß, was die Verben heißen, die da zur Auswahl stehen, kann man irgendwie auch keine Lückentexte ausfüllen… Wie gesagt – ist ziemlich deprimierend.

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Annikas Geburtstag

Gestern ist Annika stolze 30 Jahre jung geworden 😉 Ich habe mir die Antifaltencreme gespart (ihr Kommentar dazu war eh nur „die hättest du mir schon vor 5 Jahren schenken können“) und stattdessen meinen Gastvater ganz vorsichtig nach einem Kuchen gefragt. Der grinste ganz breit und fragte nur nach dem Datum und wie groß er denn sein soll.

Gestern Morgen stand dann ein ordentlich verpackter Schokokuchen mit „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ in Zuckerschrift vor meiner Nase. Noriko wuselte ganz aufgeregt um mich herum „Wie viele seid ihr denn? Hast du Teller? Wann wollt ihr den denn essen?…“ Und keine 5 Minuten später war ich mit Papptellern, Gabeln und einem zweiten Kuchen ausgestattet „Der ist zu klein für 12 Personen“. Total süß, oder? Dazu bekam ich noch eine Grußkarte in die Hand gedrückt, die ich ihr geben sollte.

Die Zugfahrt war ein natürlich etwas chaotischer: bepackt mit einem Rucksack, zwei Tüten und zwei Kuchen, die möglichst nicht zu viel geschüttelt und natürlich auch nicht gedrückt werden sollten, im japanischen Berufsverkehr unterwegs zu sein ist schon spannend 😉 Selbstverständlich habe ich gerade einen total vollen Wagen in der U-Bahn erwischt, in den sich dann auch noch gleich dreimal mehr reinstopften, als es sonst der Fall ist und die dann auch noch zu 2/3 alle in Shijo aussteigen wollten. Das ist manchmal schon beängstigend, wenn sich plötzlich eine Menschenmasse gegen dich schiebt und du einfach nur rausgeschwemmt wirst.

Irgendwie habe ich es aber doch geschafft sogar 5 Minuten früher als normal im Klassenraum zu sein. Nur Annika kam nicht *g* Die hatte sich natürlich noch einen Geburtstagskaffe gegönnt. Yamamura-Sensei hatte aber kein Problem damit mit uns zusammen ein Stück Kuchen zu futtern, so dass wir erstmal in Ruhe den Geburtstagskuchen verputzten.

Nachmittags wollte ich dann mit Annika und ihrer Gastfamilie Bowling spielen. Aber erstmal haben wir uns einen Purikura-Automaten vorgenommen. Das sind diese Fotoautomaten, die vor allem bei Japanerinnen total beliebt sind. Da geht man mit Freundinnen (oder dem Freund 😉 rein, schießt 6 bis 12 Fotos und bemalt die anschließend an einem Terminal nebenan mit Herzchen, Rahmen, Schriftzügen oder was auch immer einem gefällt. Just zum Mittagessen hatte Yoko uns ihr Purikura-Fotoalbum gezeigt. Total süß 🙂 Und ich finde auch, dass unsere Fotos total niedlich geworden sind – obwohl wir keinen blassen Schimmer hatten, was der Automat da alles von uns wissen wollte. Einfach mal drauf los gedrückt – beim nächsten Mal sind wir etwas schlauer 🙂

Mit etwas Verspätung trudelte dann auch Annikas Gastfamilie ein und wir fuhren erstmal in den vierten Stock zum Bowlingcounter. Das ist immer aufs Neue ein Drama. Wenn man mit Japanern da ist geht erstmal eine große Diskussion los: Welches Paket, welche Ermäßigung, welche Bahnkonstellation? Japaner sind absolute Weltmeister darin Freizeitvergnügen kompliziert zu machen. Was die immer für Preisstaffeln für verschiedene Tage/Uhrzeite/Sonstiges haben…. Irgendwas hatten wir uns dann auf zwei Bahnen und fünf Spiele geeinigt. Während des Spielens gab es irgendwelche Spiele (die Erklärungen haben wir nie verstanden 😉 Auf jeden Fall habe ich es irgendwie geschafft ein Foto von uns samt Fotorahmen zu gewinnen. Irgendwann später gab es noch ein Raumdeo in Form eines Bowlingpins und ganz zu Anfang Handyanhänger. Weil ich beim Eingang meine „Clubkarte“ und „Stempelkarte“ abgegeben hatte, die wir beim letzten Bowlingspielen bekommen hatten, gab’s auch noch einen Tischventilator. Und aus irgendeinem Grund bekamen wir noch Gutscheine für diese Kranautomaten, aus denen man Stofftiere zu ziehen versucht. Scheint mein Glückstag gewesen zu sein – ich habe zwei Snoopys erwischt – die an Annika und ihre Schwester gingen. War schon fast wie Weihnachten 🙂

AnnikasGeburtstag-2Das Spielen selbst war schon lustig. Vor allem als ein Mitarbeiter für Annikas Gastschwester, der die Kugeln einfach noch zu schwer sind, Leitbanden hochgezogen hat. Bowling mit Bande – das sah echt schräg aus 🙂

Zum Abschluss sind wir alle zusammen noch mal in einen Purikura – die Fotos sind auch ziemlich schräg geworden, weil der Automat drei Kameras hatte und wie jedes Mal aufs neue suchen mussten, welche es denn dieses Mal ist. Aber der andere Automat war besser *g*

Danach sind wir noch mal zur Doshisha gefahren und haben den zweiten Kuchen gefuttert, bevor Annika und ich uns zum Lernen in die Bibliothek verzogen haben… War also ein ziemlich bewegter Tag.

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18.5. Katastrophenschutzzentrum

Nach dem großen Erdbeben 1995 bei Kobe wurde in Kyoto ein Zentrum zur Katastrophenschutz-Ausbildung errichtet. Hierhin sind wir am Freitag gestiefelt. Erst wurde uns ein kleiner Film über die verschiedenen großen Katastrophen, die Kyoto im Laufe seiner Geschichte heimgesucht haben, gezeigt. Brände, Erdbeben, Sintfluten und Stürme. Alles in schöner Regelmäßigkeit. In den nächsten 50 Jahren wird auch mit einem großen Erdbeben in dieser Region gerechnet – ein Grund mehr, die Bevölkerung vorzubereiten.

Dazu gibt es hier verschiedene Simulationsräume. Wir sind zuerst in den Windkanal, in dem Stürme bis 115km/h simuliert wurden. Das schockt einen als Motorradfahrer zwar nicht so wahnsinnig, aber es sah auf jeden Fall lustig aus: Wehende Haare, eingedellte Gesichter 😉Katastrophenschutz

Dann wurden wir durch eine Rauchsimulation geschickt: wie findet man in einem dunklen, verqualmten Hotelgang den Notausgang? Wie geht man richtig? Was soll man beachten. Der Rauch war natürlich nicht echt und auch nicht heiß, deswegen war es doch sehr spielerisch. Aber trotzdem interessant.

Im Nebenraum wurde uns die Funktionsweise verschiedener Feuerlöscher erklärt und wir durften mal einen ausprobieren. Das ist ja doch etwas, was eigentlich jeder mal gemacht haben sollte, oder? Wie oft stand ich vor Feuerlöschern und habe mich gefragt, ob ich den im Notfall wirklich richtig bedienen könnte! Gibt es sowas in Deutschland auch? Das man die einfach mal testen kann?

Das große Highlight war dann aber der Erdbebenraum *puh* Ein japanische Küche mit Tisch, vier Stühlen, Gasherd, Heizstrahler und Gas-Boiler. Das ganze in einem hydraulischen Simulationsraum, der seitliche Erdbeben bis zur Stärke 7 simulieren kann. Also die Trockensimulation sah schon beieindruckend aus – aber da sollten wir auch noch rein und Aufgaben erledigen! Erste normal am Tisch sitzen, dann wenn es los geht unter dem Tisch Schutz suchen und sich dabei gut am Tischbein festhalten. Wenn das Beben schwächer wird sofor alle Gasgeräte ausschalten und Türen zu Fluchtwegen öffnen (für den Fall, dass ich das Gebäude verzieht und die Türe dann nicht mehr auf geht) und dann natürlich sofort zurück unter den Tisch. Aua. Das hat einen doch ganz schön durchgeschüttelt! War defintiv eine sehr anschauliche Übung.

Im Obersten Stockwerk konnte man dann noch ein paar Spielautomaten benutzen: Feuerlöschsimulationen, ein 3D-Erdbebensimulator und ein Rettungshubschrauber, in dem ein Flugsimulator eingebaut war. Cooles Teil – im schwierigsten Spielmodus war der echt spannend *g*

War auf jeden Fall ein lehrreicher Nachmittag. Und auf dem Rückweg bin ich mal um die Zentrale von Nintendo gestiefel – die ist nämlich ganz in der Nähe gewesen. Aber mehr als ein großes weißes Bürogebäude sieht man da leider nicht. Schade, oder? 🙂

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15.5. Aoi Matsuri

AoiMatsuriDas Aoi Matsuri ist ein Fest, das seit der Heian Zeit immer am 15. Mai gefeiert wird. Dabei zieht eine Prozession vom Tenno Palast aus quer durch die Stadt zum Shimo-gamo-jinja und zum Kami-gamo-jinja, zwei Schreine im Norden Kyotos.

Alle etwa 500 Personen, die dabei mitmachen, sind in traditioneller Kleidung aus der Heian Zeit gekleidet und mit „Aoi“-Zweigen (Stockrose) geschmückt. Ausserdem gibt es zwei Festwagen, Pferde und Ochsen. Highlight ist eine auf einer Sänfte getragene Hofdame im 12lagigen Kimono.

Im großen und ganzen ein eher ruhiges Fest, ohne Musik und Spektakel. Aber die Kostüme sind wirklich toll! Leider konnten wir wegen des Unterrichts weder im Gosho noch an einem der Schreine zuschauen, aber auch so war es sehr interessant.

12.5./13.5. Theaterwochenende

Ich hatte mir schon vor ein paar Wochen eine Karte fürs Kabuki für dieses Wochenende organisiert. Mit 45EUR ein nicht gerade preiswerter Spass, aber ich wollte es mal gesehen haben – auch in einem großen Theater. Das muss man ja schon irgendwo tun, wenn man so lange in Kyoto ist, oder?.

Das stand also für den 12.5., 13 Uhr an. Eine nette Platzeinweiserin brachte mich noch bis zu meinem Sitzplatz und da saß ich dann zwischen zwei älteren Damen, die erstmal ihr Obento auspackten und sich vor der Vorstellung noch ihr Mittagessen genehmigten.

Die erste Hälfte war auf dauer leider recht langweilig. Es spielte wohl grob gesagt bei einem Ohanami wo eine Gruppe holder Damen unter den Kirschbäumen tanzte, beobachtet von zwei Raufbolden und einem Jüngling. Das interessante ist natürlich, dass beim Kabuki nur Männer mitspielen – auch die Frauenrollen. Es war schon erschütternd, wie elegegand die teilweise aussahen. Da hätten sich einige der Meikos vom Kyoodori glatt eine Scheibe von abschneiden können 🙂 Naja auf jeden Fall wurde viel getanzt und dieser Fächertanz ist auf dauer doch eher ermüdend, weil seeeeeehr langsam. Vor der Pause hat sich eine Hofdame dann anscheinend in den Jüngling verliebt, dieser verläßt die Bühne aber dramatisch und sie bleibt niedergeschlagen am Boden liegen.

In der zweiten Hälfte gab’s dafür mehr Aktion 😉 Keine Ahnung ob ich das richtig verstanden habe, aber so wie es aussah wurde die verlassene Dame aus Gram zu einem Spinnendämon, der dann in mehreren Anläufen von verschiedenen Gruppen angegriffen wurde. Die Spinnweben, die die Spinne abschoss, sahen cool aus! Und immer liefen Bühnenhelfer hierhin und dorthin um selbige wieder einzusammeln, weil die Schauspieler sonst total darin einwickelt gewesen wären. Sehr spaßig 😉

Bühnenhelfer auf der Bühne gibt es hier sowieso häufig. Hier hilft mal einer beim Hinsetzen und Richten des Kostüms, dort reicht jemand ein Schwert, ein anderer nimmt einen Ast entgegen. Und dann huschen sie wieder von der Bühne. Auf europäischen Bühnen würde man sich davon total gestört fühlen. Hier ist es normal.

So wirklich viel verstanden habe ich auf jeden Fall nicht. Es war nett mal gesehen zu haben, aber ob sich dafür die 45 EUR Karte gelohnt hat wage ich mal zu bezweifeln. Egal.

Spontan gab es dann diese Woche noch No-Karten, die uns von dem Englischen Sprachzentrum der Doshisha geschenkt wurden. Kostenlos ins No – da muss man ja hin. Vorallem weil dabei schon vorher klar ist, dass man nichts verstehen wird und vermutlich einschlafen wird 😉

Vor dem Stück wurde noch ein komisches Zwischenspiel aufgeführt – das hab ich aber auch nicht verstanden 😉 Gefolgt von einer halbstündigen Ansprache einer Japanerin, die anscheinend versuchte die Bedeutung des folgenden No-Stücks zu erklären. Da beim No altes Japanisch gesprochen/sungen wird, muss man das nämlich selbst Japanern erklären. Blöderweise haben wir von der Erklärung auch praktisch nichts verstanden. Irgendwas mit Kirschblüte, Kyoto, Brücken, keine Ahnung.

Die Aufführung war zwar nicht unineteressant – und die Kostüme sind wirklich toll! Aber auf dauer doch sehr anstrengend. Ich habe mich damit wach gehalten die Japaner im Saal beim Einschlafen zu beobachten 😉 Andere neben mir haben Vokabeln gelernt. Eigentlich schade – aber man versteht es einfach nicht…. Und viel Bewegung gibt es auch nicht auf der Bühne. Nur die musikalische Begleitung fand ich spannend. Vorallem die Urlaute, die der Trommelspieler immer von sich gegeben hat 🙂 Aber das kannte ich ja schon von einem Radiomitschnitt des WDRs. War zwar ein anderes Stück, aber klant eigenltich genauso 😉

Eine Woche im Zeichen des Matcha

Wir waren diese Woche wieder sehr beschäftigt – ganz davon abgsehen, dass die Zwischenprüfungen bald anstehen und wir alle die Kriese kriegen, weil es so viel Unterrichtsstoff zu lernen gibt… Mittwoch sind wir nach Uji gefahren, Japans Hochburg des Grünen Tees. Seit dem 14. Jahrhundert wird hier Tee angebaut und insbesondere der Matcha aus Uji ist für seine hervorragende Qualität bekannt.

Wir haben eine Führung durch die Teefabrik von Uji bekommen. Zuerst gab es einen Film zu sehen – leider auf Japanisch, aber man konnte doch sehr viel verstehen. Es wurde gezeigt, wie der Produktionsprozess abläuft. Sobald die Sonne im Frühjahr anfängt zu brennen werden die Teepflanzen abgedeckt. Traditionell geschieht das mit Strohmatten, auf die lose Stroh geworfen wird. Dadurch wird 95% des Lichtes abgefangen, was dazu führt, dass die Blätter ganz fein bleiben und weniger Bitterstoffe ausbilden. Heute macht man das meistens mit speziellen schwarzen Planen, ausser für sie Spitzentees. Das gilt übrigens nur für Tee, der zu Matcha verarbeitet werden soll.

Sobald die Blätter eine bestimmte größe erreicht haben werden die jungen, neuen Blätter abgepflückt. Dafür stehen nur etwa 2 Wochen zur Verfügung. Der Tee wird sofort gedämpft und getrocknet und dann den Rest des Jahres weiterverarbeitet. Matcha ist Pulvertee – er muss also noch gemalen werden. Dazu werden alle Astelemente, also Stängel, aber auch die feinen Rippen der Blätter, und Blattstücke mit niedriger Qualtit heraussortiert, bis nur noch satt grüne, feine Blätter übrig sind. Diese werden mit Mahlsteinen ganz langsam zerrieben, damit Farbe und Qualtität erhalten bleiben.

Wir durften uns ein Teefeld, einen Teil der Fabrik und die Mahlmaschinen ansehen. Insbesondere letztere sahen lustig aus. Hatte ein wenig was von zu groß geratenen Kaffeemühlen. Oben ein Filter, in dem die Blätter lagen, dann zwei Mahlsteine, die etwas eirig übereinander rotieren. Und davon standen dann bestimmt 200 in Reihen nebeneinander.

Nach der Führung durften wir den Tee auch probieren. Wirklich ausgezeichnet – ich mag Matcha ja sowieso 🙂 Und dann durften wir uns im Werksverkauf austoben.

Am Donnerstag bekamen wir dann an der Uni eine Einführung in die Teezeremonie. Zum einen, wie man sich als Gast benimmt: Wir Verbeuge ich mich richtig (auf den Fersen sitzend)? wie ißt man die Süßigkeit, die vorm Tee serviert wird? Wie nehme ich die Teeschale auf und wie muss ich selbige wann in welche Richtung drehen? Wie trinkt man und wie macht man die Schale anschließend wieder sauber? Wie stellt man die Schale wieder ab und was mach ich noch damit? Puh 🙂 Und dann das ganze noch aus sicht des Gastgebers: Wie serviert man Süßigkeit und Tee? Wie wird der Tee zubereitet (wir durften ihn selbst aufschäumen)? Und wie räumt man wieder ab. Puh, mir tun die Knie ja momentan sowieso weh, aber das lange im Seiza sitzen und andauernde aufstehen und hinsetzen war dann doch ziemlich anstrengend.

War auf jeden Fall sehr interessant – und auch lustig 🙂 Wir waren ja in einer privaten Runde, da durfte jeder auch was falsch machen. Der eine vergaß die Schale zu drehen, der andere stellte die Schale beim Servieren schon ab, bevor er richtig saß, der nächste stand falsch auf. Kurz: irgendwie hat halt einfach jeder mal einen Fehler gemacht 🙂 War sehr amüsant. Ulrich hat mir zum Beispiel den Tee serviert – huhaaaa – beim dem ernsten Blick musste ich ja fast schreiend weglaufen 🙂

Am Freitag stand dann der Besuch bei der Urasenke an. Das ist eine der wichtigsten Teeschulen Japans, deren Haupthaus, das Konnichi-an, in Kyoto ist.

Wir wurden ins Haus geladen, haben alle brav unsere mitgebrachten frischen weißen Socken angezogen und wurden durch ein Labyrinth von Gängen in ein großes Teezimmer geführt. Dort wurde uns ratzfatz eine kleine Süßigkeit serviert und direkt im Anschluss der Tee. Irgendwie war das schon fast stress und gar nicht wirklich stimmig. Schade drum. Irgendwie war die Generallprobe stimmungsvoller. Aber egal. Parallel und im Anschluß wurde uns ganz viel zur Zeremonie und der Familie erklärt.

Im Anschluß wurden wir durch verschiedene Räume des Hauses geführt. Das war schon ziemlich interessant! Klassische japanische Architektur ist schon spannend. Papier-Schiebetüren zum Garten hin. Die meisten Wände sind herausnehmbar und/oder verschiebbar. Überalle Tatamimatten (deswegen auch die weißen Socken).

Unsere englische Führerin war total geduldig im Erklären und sprach auch ein ausgezeichnetes Englisch. Weil das Haus aber doch ein eher sakraler Ort ist und so bedeutungsvoll ist, durften wir leider keine Fotos machen. Normalerweise steht das Haus ja auch nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wer sich dafür interssiert kann jedoch auf der Webseite der Teeschule einen Rundgang durch das Haus mit Erklärungen auf Englisch anschauen.

Zum Abschied haben wir sogar jeder noch einen kleinen Fächer geschenkt bekommen, zusammen mit etwas Infomaterial zur Teeschule.

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Busha Shinji

Bald ist Aoi Matsuri, eines der ältesten Feste Kyotos, bei dem eine Prozession vom Gosho (Kaiserpalast) zum Shimogamo und Kamigamo Schrein geht. Im Vorfeld zu diesem Fest finden verschiedene Reinigungsrituale statt. Eines davon war am 5.5. im Shimogamo Jinja, das Busha Shinji.

Kernelement dieses Ritals ist Kyudo, das japanische Bogenschießen mit asymmetrischen Bögen. Das Tempelgelände war gerappelt voll und die Tempeldiener hatten ganz schön viel zu tun, die Leute alle in ihren Absperrungen zu halten 🙂 Lustigerweise hatten viele sogar Leitern, Stühle und ähnliches Mitgebracht, damit sie auch genug sehen konnten. Fernsehen war natürlich auch vor Ort.

Irgendwann kamen die Priester und Schützen aus dem inneren Heiligtum heraus, liefen um den Platz herum, setzen sich auf ihre Plätze und dann sah ich erstmal nichts mehr. Mist. Ich konnte nur grob erkennen, dass irgendwo ein einzelner Schütze stand, der sich auf den Schuss vorbereitete und einen sehr großen, dicken roten Pfeil hielt. Den habe ich auch fliegen gesehen – und gehört 😉 Er wurde nämlich quer über das Eingangsportal geschossen und machte dabei ein sehr lautes, Pfeifendes Geräusch.

Anschließend kamen drei Schützengruppen nach vorne. Zwei Männer- und eine Frauengruppe. Jede Gruppe durchlief eine hoch ritualisierte Schussvorbereitung. In der Reihe aufstellen, kurz hinknien, wieder aufstehen, den Bogen ausbalancieren, den Pfeil an das Holzende Ansetzen und dann den Schussarm aus dem Kimono schälen. Wenn alles richtig saß (da huschten ein paar Helfer rum, die beim Ausziehen und Richten des Kimonos halfen :), wurde der Bogen nochmal ausbalanciert, der Pfeil diesmal richtig angesetzt, Pfeil und Bogen nochmal mit einer Hand ausgestreckt gehalten und dann zum Schuss über den Kopf gehalten. Alle Handlungen wurden synchron von der ganzen Gruppe durchgeführt, aber ab hier lief es wie eine Welle durch die Gruppe. Einer nach dem anderen hob seinen Bogen, dann begann wieder der erste damit ihn zu spannen – bis zum letzten – und schließlich erfolgte der Schuss, wieder einer nach dem anderen. War sehr interessant.

Am 2.5. war wohl ein ähnliches Ritual im Wald um den Schrein – aber mit berittenen Schützen! Das habe ich leider verpasst… Schade! Aber man kann ja nicht alles haben 😉 Da war ich schließlich gerade in IseSchima unterwegs.

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