Diese Woche wäre eigentlich der letzte Rahmenprogrammtag gewesen – ein Ausflug zum Takao-San. Da Annika, Elif und ich dort aber erst vor zwei Wochen zufällig bei unserer Wanderung gelandet waren, haben wir uns von diesem Termin abgemeldet. Annika und ich haben stattdessen unser eigenes Ausflugsprogramm aufgestellt. Dafür ging es erstmal auf die andere Seite Kyotos, in den Norden von Higashiyama.
Erste Anlaufstelle war der Eikando Zenrin-ji Tempel. Dieser Tempel wurde im 9. Jahrhundert gegründet und besteht aus mehreren verwinkelt angeordneten Gebäuden zwischen denen sich ein schöner japanischer Garten schlängelt. Eine Besonderheit des Tempels ist eine Amida-Statur, die sich nach hinten umschaut. Die Geschichte hierzu ist, dass eine Amida-Statur vor den Augen desAbtes Eikan von ihrem Podest gestiegen sein soll und sie sich im Weggehen umgedrehte und gesagt haben soll „Eikan, folge mir“. Tief bewegt von dieser Erscheinung ließ Eikan eine Statur von dieser Pose herstellen.
Neben den prunkvollen Gebetshallen waren Annika und ich aber vor allem vom Garten und der Stimmung im Tempel begeistert. Wir waren recht früh am Morgen dort, an einem recht regnerischen Tag. Deswegen waren wir auch fast alleine und konnten bei einer Tasse Tee die Stimmung genießen. Wirklich empfehlenswert! Angeblich soll es im Herbst am schönsten sein – wie so vieles in Kyoto 🙂
Zweite Anlaufstelle war der Nazenji Tempel. Dieser liegt praktisch direkt südlich vom Eikando und seine Gründungszeit geht auf das 13. Jahrhundert zurück – allerdings war er die ersten 30 Jahre eine Kaiserliche Villa. Er gehört zu den 5 großen Zen-Tempeln Kyotos. Die Gebäude wurden dreimal durch Feuer zerstört, so dass die aktuellen aus dem Ausgehenden 16. Jahrhundert stammen.
Am Eingang des Tempels steht das gewaltige San-mon Tor, von dem aus man einen tollen Blick über die Stadt hat (selbst bei Regen ;). Weiter geht es in den Tempel selbst, der eine Vielzahl von mit Tigern bemalten Schiebetüren und einen großen Kies- und Moosgarten.
Als wir aus dem Nanzen-Ji raus waren war es auch schon wieder höchst Eisenbahn um zum Bus zu laufen. Wir hatten einen Termin zur Besichtigung der Kaiserlichen Villa Katsura Rikyu. Da die auf der anderen Seite von Kyoto liegt waren wir eine ganze Weile unterwegs und wären auch fast zu spät gekommen *peinlich*. Aber wir durften noch mit rein.
Man kann leider nur den Garten der Villa besuchen, der wegen des Regens ganz schön nass und die Wegsteine verdammt rutschig waren. Das konnte der Schönheit der Anlage aber nichts anhaben. Der Garten wurde im 17. Jahrhundert angelegt und besteht aus einem großen verwinkelt angelegten See um den herum vier Teehäuser, ein Warteraum, eine Ahnenhalle und die Villa liegen. Auf der einen Seite des Sees wurde eine berühmte Landschafte Japans nachgebildet, Amano-hashidate, eine der drei schönsten Ausblicke Japans. Auf der anderen Seite wurde aus der Erde, die für den See abgetragen wurde, eine Berglandschaft errichtet, auf der eines der Teehäuser steht. Da man von hier aus einen schönen Blick auf die Berge rings um Kyoto hat, fühlt man sich tatsächlich ein wenig in die Berge versetzt. Man kann sich schon gut vorstellen, in diesem Garten entspannt spazieren zu gehen und dann eine Tasse Tee bei der herrlichen Aussicht zu genießen.
Die Villa liegt etwas abseits und man muss sich vorher bei der Imperial Household Agency anmelden, aber wer Zeit hat und an japanischer Gartenarchitektur interessiert ist, der sollte hier hinfahren!