Meine Gastmutter verabschiedete mich mit den Worten – steh auf, wann du willst. Ja gut, habe ich versucht 😉 In meinem Zimmer gibt es nur eine Klimaanlage, keine Heizung und mein Bett steht neben einem großen Fenster zu einem Balkon. Es ist heute Nacht nochmal ordentlich abgekühlt, so dass es auch in meinem Zimmer recht frisch wurde – insbesondere am Bett. Ich hatte aber die Klimaanlage ausgeschaltet, weil sie mir zu laut ist – mhja, war ein Fehler, mir ist dann irgendwann nicht mehr warm geworden, obwohl ich zwei Futons habe. Aber irgendwie sind die zu schmal – irgendwo kam immer kalte Luft rein 😉 Vielleicht bewege ich mich auch zu viel. Auch an das Kopfkissen muss ich mich noch gewöhnen. Das ist ziemlich hart und gibt nicht nach – scheint irgendein Granulat drin zu sein. Dementsprechend bin ich heute Nacht mehrmals wach geworden und habe dann irgendwann doch die Klimaanlage wieder eingeschaltet. Um 9 habe ich mich dann aus dem Bett gequält. Ich wollte dann doch nicht zu spät zum Frühstück kommen. Natürlich hatten die anderen schon alle gegessen und ich wurde ganz neugierig bei der Zubereitung meines Frühstücks beäugt. Müsli, Apfel, Kiwi, Orange – was gerade angeschnitten da war – dazu Yoghurt, Honig und Milch. Praktisch mein übliches Frühstück aus Tübingen. Das wurde dann von „sugoi“ und „oishisou“ begleitet *g*
Nach dem Frühstück habe ich versucht ein wenig Vokabeln zu lernen – wir werden am Montag getestet… Weit gekommen bin ich aber nicht *schulterzuck*
Kurz nach zwölf bin ich dann mit Noriko und Kazuki zum Bahnhof von Kaneoka gegangen. Dort hat Noriko mir beim Kauf meiner ersten Monartsfahrkarte geholfen. Kurz darauf kamen – wie verabredet – Annika und ihr Gastvater Takeshi. Annika hat dort auch ihre Monatsfahrkarte gekauft und ihr Vater hat sie in die Obhut von Noriko gegeben. Zusammen sind wir dann zum Bahnhof Kyoto gefahren – sozusagen unsere kommende tägliche Fahrt zur Uni. Dort trafen wir auf Annikas Gastmutter Yuuko und deren Tochter Mayu. Kazuki und Mayu waren ab da praktisch nicht mehr zu bändigen – die zwei sind echt süß. Mayu hat ihren Freund total unter ihren Fittichen. Wenn sie Annika bei der Hand nimmt, nimmt Kazuki mich bei der Hand. Wenn sie sich an Annika anlehnt, lehnt er sich an mich an *g*
In Kyoto haben wir dann eigentlich nur unsere Monatskarten für die U-Bahn gekauft. Diese Formulare sind echt der Hammer *Angst* Ich habe mir direkt die Formulare für nächsten Monat eingepackt, damit Noriko mir nächsten Monat von zuhause aus helfen kann… Dann sind wir sofort wieder in den Zug eingestiegen und nach Arashiyama gefahren. Das liegt in etwa auf halben weg zwischen Kaneoka und Kyoto.
In Arashiyama sind wir in den Iwatayama Affen-Park gegangen. Dort gibt es freilebende japanische Affen – die mit den roten Gesichtern. Oben auf dem Berg gibt es eine Fütterungsstation, in die die Besucher hineingehen und von innen die Affen füttern dürfen. Seltsame Sachen: die Menschen sind im Käfig, die Affen draußen 🙂
Zurück in Arashiyama haben wir uns noch einen Snack gegönnt: Takoyaki, kleine Teigbällchen gefüllt mit Tintenfisch. Nicht ganz mein Geschmack, aber essbar 😉 Annika fand sie auf jeden Fall toll.
Mit dem Essen machen sie mich hier sowieso noch ziemlich wahnsinnig, denn kaum zuhause gab es schon Abendessen – Tonkatsu (japanisches Schnitzel), Fritten, Reis, Salat und Misosuppe. Wer soll das denn alles essen?! Kazuki futtert bald das doppelte von mir – und der ist gerade mal 6 Jahre alt 🙂
Abends habe ich mir noch mit der ganzen Familie Fotos aus Deutschland angesehen, die ich auf dem Notebook habe. Puh.. mir gehen andauernt die Vokabeln aus, aber ich habe es heute mal ohne Wörterbuch versucht und eigentlich ging es sogar ganz gut. Nur eins hat Noriko absolut nicht verstanden. Die Geschichte vom Tübinger Brotzimmer. Es gibt auf dem Tübinger Marktplatz ein Haus, von dem ein Zimmer nicht mehr von diesem Haus aus betretbar ist, weil es zu einer Hungersnot an den Besitzer des Nachbarhauses übergegangen ist. Im Tausch gegen Brot. Da wurde dann halt eine Wand versetzt und nun gehört das Zimmer zum Nachbarhaus, auch wenn es räumlich im anderen Haus liegt. Das habe ich ihr nicht erklären können. Selbst Braunkohletagebau habe ich hinbekommen…
War auf jeden Fall ein anstrengender Tag. Aber es ist toll, dass Annikas und meine Familie so gut befreundet sind 🙂 Wir müssen zwar aufpassen, dass wir nicht zu viel Deutsch zusammen sprechen, wenn die Japaner dabei sind, aber am Anfang ist das sicherlich ok. Wir greifen uns ja vorallem gegenseitig under die Arme was das Verstehen und Sprechen angeht.
Übrigens sind die Monatsfahrkarten ziemlich teuer. Etwa 100 EUR insgesamt – und das jeden Monat. Die Fahrt dauert etwa 25 Minuten mit dem Zug, dann umsteigen und nochmal etwa 15 Minuten mit der U-Bahn. Mal sehen, wann ich immer los muss. Aber ich bin ja nicht alleine – Annika steigt schon zwei Haltestellen vor mir in den Zug ein.