25.7. Sakemuseum

Sake1Zu unserem Kulturprogramm gehörte auch ein Besuch in einer Sakebrauerei – naja, genauer gesagt in einem Sake-Museum. Also stiegen wir wieder in die Bahn und fuhren diesesmal nach Fushimi, südlich von Kyoto. Nach 300 Yen Eintritt wurde uns erstmal in einem englischen Film erklärt, wie Sake gebraut wird. Von der Ernte über die Reinigung der Körner, vorbereitung der Maische (oder sowas in der Art) bis zur Gärung und Filterung. Eva meinte danach nur: Ich weiß ja nicht, ob mir dieser Film jetzt wirklich Lust auf Sake macht… So genau will man das eigentlich gar nicht wissen, stimmt 😉

Dann ging es durchs Museum. Uns wurden die Werkzeuge gezeigt, mit denen Früher Sake hergestellt wurde. Bottiche, Pressen, Rührgeräte, etc. Im Museum wird auch immernoch Sake produziert. Der zweite Teil des Museums beinhaltete Vorallem eine Ausstellung von Sake-Flaschen. Sowohl die zum Verkauf, als auch die zum Servieren. Teilweise auch sehr alte, aus Lack, Metall und Ton. Am besten gefiel mir ein Lackwaren Bento-Set, inklsive Sakebehälter und Trinkbecher.

Zum Abschluss gab es eine Sakeverköstigung. Zwei Sakearten und ein Pflaumenschnaps. Der erste Sake roch super und schmeckte auch total gut. Der Pfaumenschnaps roch fies, schmeckte aber super. Und der zweite Sake war irgendwie so lahlah. Mit dem Ergebnis, dass ich im Museumsshop gleich zwei Flaschen vom ersten Sake gekauft habe 😉 Einen für meinen Gastvater und einen für mich.Sake2

Auf dem Rückweg hat sich der ganze Kurs in einem Gasthaus eingefunden, in dem wir ein (fast) separates Zimmer bekommen haben. Mit niedrigem Tisch – der ein Loch für die Beine hatte *g* Da gab es erstmal eine Runde Yakitori (Hühnchen-Spieße) und Reis. Danach hätte ich gut schlafen können… Erst Sake und dann gutes Essen *puh*

Zungenbrecher – Hayakuchikotoba

Sowas bekommen wir im Unterricht schonmal zum Aufwärmen 😉

かえるぴょこぴょこ みぴょこぴょこ あわせてぴょこぴょこ むぴょこぴょこ。
Kerupyokopyoko mipyokopyoko awasetepyokopyoko mupyokopyoko
Ein Frosch springt, springt dreimal, springt nochmal, springt sechsmal.

あかパジャマ ちゃパジャマ きパジャマ。
akapajama chapajama kipajama
Roter Pyjama, brauner Pyjama, gelber Pyjama.

となりのきゃくはよくかきくうきゃくだ。
tonarinokyaku ha yoku kakiku kyaku da
Im Haus nebenan isst ein Gast viele Kaki-Fruechte

たけやぶにたけたてかけた。
takeyabu ni take tatekaketa
In einer Gruppe von Bambusstraeuchern ist ein Bambus umgefallen.

しんじん シャンソン かしゅ の しんしゅん シャンソンショー
shinjin shanson kashu no shinshun shansonsho
Die Neujahrs-Chanson-Show der Nachwuchs Chanson-Sänger

15.5. Aoi Matsuri

AoiMatsuriDas Aoi Matsuri ist ein Fest, das seit der Heian Zeit immer am 15. Mai gefeiert wird. Dabei zieht eine Prozession vom Tenno Palast aus quer durch die Stadt zum Shimo-gamo-jinja und zum Kami-gamo-jinja, zwei Schreine im Norden Kyotos.

Alle etwa 500 Personen, die dabei mitmachen, sind in traditioneller Kleidung aus der Heian Zeit gekleidet und mit „Aoi“-Zweigen (Stockrose) geschmückt. Ausserdem gibt es zwei Festwagen, Pferde und Ochsen. Highlight ist eine auf einer Sänfte getragene Hofdame im 12lagigen Kimono.

Im großen und ganzen ein eher ruhiges Fest, ohne Musik und Spektakel. Aber die Kostüme sind wirklich toll! Leider konnten wir wegen des Unterrichts weder im Gosho noch an einem der Schreine zuschauen, aber auch so war es sehr interessant.

12.5./13.5. Theaterwochenende

Ich hatte mir schon vor ein paar Wochen eine Karte fürs Kabuki für dieses Wochenende organisiert. Mit 45EUR ein nicht gerade preiswerter Spass, aber ich wollte es mal gesehen haben – auch in einem großen Theater. Das muss man ja schon irgendwo tun, wenn man so lange in Kyoto ist, oder?.

Das stand also für den 12.5., 13 Uhr an. Eine nette Platzeinweiserin brachte mich noch bis zu meinem Sitzplatz und da saß ich dann zwischen zwei älteren Damen, die erstmal ihr Obento auspackten und sich vor der Vorstellung noch ihr Mittagessen genehmigten.

Die erste Hälfte war auf dauer leider recht langweilig. Es spielte wohl grob gesagt bei einem Ohanami wo eine Gruppe holder Damen unter den Kirschbäumen tanzte, beobachtet von zwei Raufbolden und einem Jüngling. Das interessante ist natürlich, dass beim Kabuki nur Männer mitspielen – auch die Frauenrollen. Es war schon erschütternd, wie elegegand die teilweise aussahen. Da hätten sich einige der Meikos vom Kyoodori glatt eine Scheibe von abschneiden können 🙂 Naja auf jeden Fall wurde viel getanzt und dieser Fächertanz ist auf dauer doch eher ermüdend, weil seeeeeehr langsam. Vor der Pause hat sich eine Hofdame dann anscheinend in den Jüngling verliebt, dieser verläßt die Bühne aber dramatisch und sie bleibt niedergeschlagen am Boden liegen.

In der zweiten Hälfte gab’s dafür mehr Aktion 😉 Keine Ahnung ob ich das richtig verstanden habe, aber so wie es aussah wurde die verlassene Dame aus Gram zu einem Spinnendämon, der dann in mehreren Anläufen von verschiedenen Gruppen angegriffen wurde. Die Spinnweben, die die Spinne abschoss, sahen cool aus! Und immer liefen Bühnenhelfer hierhin und dorthin um selbige wieder einzusammeln, weil die Schauspieler sonst total darin einwickelt gewesen wären. Sehr spaßig 😉

Bühnenhelfer auf der Bühne gibt es hier sowieso häufig. Hier hilft mal einer beim Hinsetzen und Richten des Kostüms, dort reicht jemand ein Schwert, ein anderer nimmt einen Ast entgegen. Und dann huschen sie wieder von der Bühne. Auf europäischen Bühnen würde man sich davon total gestört fühlen. Hier ist es normal.

So wirklich viel verstanden habe ich auf jeden Fall nicht. Es war nett mal gesehen zu haben, aber ob sich dafür die 45 EUR Karte gelohnt hat wage ich mal zu bezweifeln. Egal.

Spontan gab es dann diese Woche noch No-Karten, die uns von dem Englischen Sprachzentrum der Doshisha geschenkt wurden. Kostenlos ins No – da muss man ja hin. Vorallem weil dabei schon vorher klar ist, dass man nichts verstehen wird und vermutlich einschlafen wird 😉

Vor dem Stück wurde noch ein komisches Zwischenspiel aufgeführt – das hab ich aber auch nicht verstanden 😉 Gefolgt von einer halbstündigen Ansprache einer Japanerin, die anscheinend versuchte die Bedeutung des folgenden No-Stücks zu erklären. Da beim No altes Japanisch gesprochen/sungen wird, muss man das nämlich selbst Japanern erklären. Blöderweise haben wir von der Erklärung auch praktisch nichts verstanden. Irgendwas mit Kirschblüte, Kyoto, Brücken, keine Ahnung.

Die Aufführung war zwar nicht unineteressant – und die Kostüme sind wirklich toll! Aber auf dauer doch sehr anstrengend. Ich habe mich damit wach gehalten die Japaner im Saal beim Einschlafen zu beobachten 😉 Andere neben mir haben Vokabeln gelernt. Eigentlich schade – aber man versteht es einfach nicht…. Und viel Bewegung gibt es auch nicht auf der Bühne. Nur die musikalische Begleitung fand ich spannend. Vorallem die Urlaute, die der Trommelspieler immer von sich gegeben hat 🙂 Aber das kannte ich ja schon von einem Radiomitschnitt des WDRs. War zwar ein anderes Stück, aber klant eigenltich genauso 😉

30.4.-2.5. Ise-Shima

Es ist Goldenweek. Japan ist auf Reisen und wir haben keine Uni. Grund genug, sich auf die Socken zu machen, um mal Teile Japans zu erkunden, die wir nicht als Teil unseres Rahmenprogramms sehen werden. Ich hatte glücklicherweise noch für zwei Nächte ein Zimmer in einem Ryokan in Ise bekommen. Der Schrein von Ise stand schon seit Jahren ganz weit oben auf meiner „Muss-ich-sehen-wenn-ich-in-Japan-bin“-Liste. Mein Reiseführer gönnt der Stadt, dem Schrein und dem Nationalpark zwar kaum Beachtung, aber das hielt mich nicht ab 😉

Der Schrein von Ise (Ise Jingu) ist das höchste Heiligtum der Shintosmus. Er besteht aus zwei Anlagen, dem inneren Schrein (Naiku) und dem äußeren Schrein (Geku), die jeweils 6 km auseinander liegen. Aber mehr dazu beim Bericht von meinem zweiten Tag 😉

30.4. Anreise, Einchecken und eine spontane Radtour

Ich bin mit dem einfachen Schnellzug von Kyoto über Yamato-Yagi bis Ise gefahren, das dauerte etwa 2,5 Stunden. Es hätte zwar auch einen Limited Expresszug gegeben – aber ich schau mir ja auch gerne die Landschaft an. Auf die paar Minuten mehr oder weniger kommt es also nicht an 🙂

Die Sonne brannte ordentlich, als ich aus dem Zug stieg. Es war knapp halb 2 – eigentlich war Eincheckzeit 16 Uhr, aber ich wollte zumindest mal fragen, ob ich mein Gepäck abstellen kann. Das (oder der?) Ryokan „Hoshidekan“, also meine japanische Herberge, war schnell gefunden, nicht weit weg vom Bahnhof. Begrüßt wurde ich von einer reihe grüner Pantoffeln und gähnender Leere. Niemand da 🙂 Naja, nicht ganz, eine ältere Dame kämpfte sich zu mir nach vorne durch, nahm platz, rief jemanden und nickte mir freundlich zu, ich solle doch reinkommen und mein Gepäck abstellen. Also Schuhe aus und rein in die Pantoffeln. Dann kam auch der nächste, fragte ob ich die Person mit der Reservierung sei. Japp, die bin ich. Eine Person? Ja, eine Person und hielt ihm meinen Reservierungsschein von der Touristeninformation hin. Kurzes Diskutieren hin und her. Ich sollte noch mal kurz warten. Weg war er. Ich habe in der Zeit schon mal mein Gepäck umgeräumt, so dass ich gleich wieder hätte losziehen können. Dann kam die nächste Dame, „sh-sh“-te mich nur an, lief weg, „sh-sh“-te wieder, sprich, ich sollte ihr folgen *g* Das tat ich auch artig, auch wenn ich sie in dem verwinkelten Gebäude andauernd aus den Augen verlor. Es ging eine Etage nach oben, vorbei am Männerklo und der Waschecke. Da warm beim Zimmer. „Momo“ (Pfirsisch). Eigentlich sollte in in „Ume“ (Pflaume), aber ich glaube darum ging die Diskussion – das war vermutlich noch nicht geputzt. Mir war es recht – Ume wäre an der Straße gewesen 😉 Jo, kaum war ich im Zimmer war die Dame wieder weg. Da stand ich nun, in meinem ersten Ryokanzimmer. Futton und Yukata auf dem Tatami-Boden liegend. Erstmal Gepäck abgestellt und das Klo gesucht. Die Dame war ja wieder weg 🙂 Ich habe erst abends entdeckt, dass da eine Infobroschüre mit allen Informationen über das Haus in Japanisch und Englisch im Zimmer lag. Aber das Klo war schnell gefunden. Sehr abenteuerlich 🙂 Eine Art Plumpsklo mit Klappe, aber unter einer normalen Schüssel – deren Sitzfläche mit einem grünen Frottebezug überzogen war. Sehr gewöhnungsbedürftig 🙂 Und zum Händewaschen benutzte man so eine Buschdusche. Ein hängender Wasserbehälter, aus dem nur Wasser kommt, wenn man einen Stift von unten mit der Hand in den Behälter drückt.

Zurück im Zimmer schnappte ich mir meine Sachen und wollte wieder los – bzw. eigentlich ganz gerne noch einchecken, aber dafür interessierte sich irgendwie keiner. Meine Daten hatten sie ja von der Touristen Information. Das reichte anscheinend. In der Lobby lagen ganz viele Flyer aus – unter Anderem eine Fahrradkarte. Da das Wetter so toll war und der Tag ja noch jung begeisterte ich mich direkt dafür – Fahrräder kann man im Hoshidekan für 300 Yen (keine 2 Euro) pro Tag leihen. Gesagt getan. Eine Strecke Richtung Meer interessierte mich besonders. Das Bild darauf kam mir bekannt vor. Keine Ahnung ob ich mal ein Foto davon gesehen habe oder es mir eingebildet habe – aber es sah schön aus 🙂

Die Strecke sollte etwa 21km lang sein. Von Ise aus einen Fluss entlang, dann Richtung mehr bis Futami und dann eine andere Flussgabel wieder zurück nach Ise. Das erste Stück fuhr sich sehr angenehm. Der Weg war leicht zu finden (denn japanische Karten gleichen meistens eher groben Skizzen als genauen Straßenkarten…) und so kam ich mit Mut zur Lücke, quer durch Reisfelder und kleine Bauernhäuser, schnell an einem kleinen Schrein an, der kurz vor Futami direkt am Meer liegt. Hier habe ich ihn dann zum ersten Mal richtig gesehen – den Ozean vor Japan. Da ich mich in einer großen Bucht befand war das Meer jedoch ruhig – erinnerte ans Mittelmeer 😉 Bei dem Traumhaften Wetter kam sofort Urlaubsstimmung auf. Nur die Tatsache, dass ich auf einem Schreingelände stand war ungewohnt 🙂

MeotoiwaZurück zum Fahrrad und das letzte Stück nach Futami gefahren. Hier stehen total viel große Ryokans und es liefen unglaublich viele junge japanische Paare am Strand entlang. Ich hob mein Fahrrad den Deich hoch und genoss schiebenderweise den schönen Ausblick. Am Ende des Deichs ging es dann direkt in den nächsten Schrein. Hier strömten die Touristen nur so. Der Grund dafür sind zwei Felsen im Meer, Meotoiwa (Ehepaar-Felsen). Im Mai und Juli geht die Sonne hier genau zwischen den Felsen auf und zwar genau über dem Fuji. Ich war nun aber am frühen Nachmittag hier – kein Sonnenaufgang zwischen den Felsen (dafür hätte ich gegen halb 5 hier sein müssen). Die Felsen sehen auf Fotos zwar gewaltiger aus, aber irgendwie ist es schon ein schnuckeliger Anblick. Überall hängen Wunschtafeln von jungen Paaren, die sich Glück für ihre Liebe wünschen. Und es stehen viele Frösche auf dem Schrein. Das habe ich mir versucht von Ichiro erklären zu lassen, als ich zurück war. Er vermutet, dass es mit zwei Dingen zu tun hat: Früher reiste ja eigentlich jeder Japaner einmal in seinem Leben nach Ise, eben weil es das wichtigste Shintoistische Heiligtum ist. Aber zu Zeiten, als es noch keine Züge und Autos gab, die einem die Reise erleichterten, war das natürlich ein durchaus gefährliches Unterfangen. Hier kommt die Doppelbedeutung des Wortes „kaeru“ im Japanischen ins Spiel – das heißt nämlich sowohl „nach hause gehen“ als auch „Frosch“. Sprich, wenn man für eine gute Heimkehr betet. Aber wie gesagt – das ist eine Vermutung.

Ich genoss noch etwas den schönen Ausblick im Sonnenschein und machte mich auf den Heimweg, weil die Sonne sich langsam zu senken begann (das passiert in Japan einfach viel zu früh…). Auf der Rückfahrt habe ich mich leider n-mal verfahren, insbesondere an dem Stück, das durch ein Erholungsgebiet ging. Da stimmte die Karte irgendwie vorne und hinten nicht (es half auch nicht, dass sie rein-japanisch war ;). Irgendwann war ich endlich wieder auf der richtigen Strecke.

Zurück in Ise gönnte ich mir eine Portion heißes Ramen (auch wenn ich den Eindruck hatte, dass der Inhaber froh war, als ich wieder weg war ;), kaufte mir noch was zum Frühstücken und ging zurück ins Hotel. Dort packte ich mich in meinen Yukata, stiefelte runter ins Bad und genoss das heiße Wasser des Ofuros *entspann*. Zurück im Zimmer ging ich noch auf die Jagt nach drei Mücken, denen ich mein Blut nun mal nicht gönnen wollte und schlief selig und süß bis zum Morgen.

1.5. Ise-Schrein im Regen

Ich hatte nachts das Fenster offen gelassen, weil es total heiß und stickig war. Als ich aufwachte wurde ich vom beruhigenden Plätschern des Regens geweckt. Naja, nichts Ungewöhnliches. Ich werde oft mit Regen wach, der dann gewöhnlich bis 9 Uhr zu Ende ist. Erstmal gefrühstückt, noch mal schnell geduscht (war wirklich heiß die Nacht…) und meine Sachen für den Tag gepackt. Im Flur begegnete mir noch ein älteres Ehepaar mit dem ich mich kurz über die Wetterprognose unterhielt. Die jammerten auch schon über den Regen und darüber, dass sie doch nur heute da sind. Tja, viel besser ging es mir ja auch nicht. Ich wollte heute auf jeden Fall zum Schrein, für den wollte ich mir einfach einen ganzen Tag gönnen. Und selbst wenn ich es auf den nächsten Tag verschoben hätte – was hätte ich denn dann heute getan? Ich wollte schließlich auch noch nach Toba und in den Nationalpark. Egal, ich habe eine gute Regenjacke. Auf zum äußeren Schrein!

MagatamaikeDer Geku liegt grenzt direkt das städtische Ise an. Gegenüber von der Touristeninformation und dem Busstand geht es direkt rein ins Gelände. Der Schrein ist Toyouke-no-Omikami geweit, der Wächterin über die Essensgaben an Amaterasu (siehe innerer Schrein) und der Schutzgöttin der Bauern und Handwerker. Angeblich stammt der Schrein aus dem Jahre 478. Auf dem Gelände stehen verschiedene Nebenschreine, die anderen Schutzgöttern gewidmet sind. Der Teich links vom Eingang heißt „Magatamaike“ (Juwelenteich), hier standen die Wisteria schon in voller Blüte (im Japanischen „Fuji“, im Deutschen, wenn ich mich recht entsinne „Blauregen“?) – sieht toll aus!

Ausserer HauptschreinDer Hauptschrein darf leider nicht Fotografiert werden – aber das wäre bei dem Regen glaube ich auch nicht gut zur Geltung gekommen 😉 Man stelle sich ein Holzgebäude auf Pfeilern mit Reetdach vor, dessen Querbalken am Dach vergoldet sind.

Bis ich wieder raus war, war ich so durchnässt und hatte so Angst um meine Kamera, dass ich a) den Plan aufgab zu Fuß zum inneren Schrein zu laufen (und stattdessen den Bus nahm) und b) mir tatsächlich einen Regenschirm kaufte…

Der innere Schrein, Naiku, ist Amaterasu-Omikami gewidmet. Sie ist die Schutzgöttin der kaiserlichen Familie. Der Legende nach sind die Tennos auch alle Nachkommen Amaterasus.

UjibashiMan betritt den inneren Schrein über eine lange Holzbrücke (Ujibashi), die über den Isuzugawa führt. Man wird sofort von den alten Bäumen überwältigt, die hier stehen. Riesige, uralte Zedern (Teilweise über 500 Jahre alt). Hier stehen auch die für den Ise-Schrein typischen ungestrichenen Torii. Die Balken des Torii vor der Brücke waren 20 Jahre lang die Dachfirstbalken des Geku-Hauptschreins. Da die Gebäude des Ise-Schreins alle 20 Jahre auf dem Benachbarten Grundstück neugebaut werden, gibt es auch alle 20 Jahre ein neues Torri – jeweils mit den Balken des letzten Schreingebäudes. Der nächste Erneuerungsritus wird im Jahr 2013 sein. So lange bleibt das Nachbargrundstück eine karge Steinlandschaft, nur der Platz, an dem im nächsten Zyklus der jeweils angebetete Gegenstand aufbewahrt wird, ist durch eine kleines Holzhäuschen markiert.

Ein Stück das Gelände rein kann man zur rechten Seiten Steinstufen zum Fluss hinuntergehen. Hier wäscht man sich die Hände und den Mund aus – eine rituelle Reinigung, ähnlich dem Weihwasser in der Kirche.

Hauptschrein innerer SchreinNebenschrein mit beiden GrundstueckenAuch im Naiku befinden sich viele Nebenschreine, die jeweils ein gerade bebautes und ein gerade brachliegendes Grundstück nebeneinander haben. Den Hauptschrein darf man wiederum nicht fotografieren *schnüff* Aber man sieht ihn eh nur von weitem. Die hintersten Teile dürften auch nur vom Tenno und seiner Frau betreten werden. Im Hautpschrein wir der große Spielge (Yata-no-Kagami) aufbewahrt, einer der drei heiligen Schätze der Kaiserlichen Familie.

Alles in allem sehr interessant – nur das Wetter war miserabel…. Ich bin dann erstmal durch eine alte Pilgerstraße gebummelt, in der es einen Omiyagestand neben dem anderen gab – wenn da nicht gerade ein Restaurant oder ein Imbiss war 🙂 Und zurück nach Ise bin ich dann zu Fuß gegangen. Der Regen ließ langsam nach. Trotzdem habe ich mir, kaum im Hotel angekommen, ein Handtuch geschnappt und bin ins nächste Sento (öffentliche Bad) gegangen. So alleine wird man doch deutlich mehr angestarrt, als in (japanischer) Begleitung *puh* Und ich glaube die Tatsache, dass mir die Dame neben mir ihre Seife anbot sollte mir sagen, dass ich noch nicht eingeschäumt genug war *seufz* Ich übe also noch. Aber bei dem Wetter tat das wirklich gut…

2.5. Nationalpark und Toga

Auch die zweite Nacht ging schnell vorbei. Auf Dauer könnte mir das Schlafen auf Tatami etwas zu unbequem sein, aber für ein paar Nächte ist es wirklich ganz in Ordnung. Nach dem Auschecken (was eigentlich nur ein bezahlen war) ging ich noch mal zur Touristeninformation und frage nach einer Wanderkarte. Hey, so was gab es tatsächlich – naja, wieder ein grobe Skizzen-Karte halt. Man zeigte mir eine Route, die von der übernächsten Bahnhaltestelle aus, quer durch den Park Richtung Meer gehen sollte. Grobe 2,5 Stunden, der höchste Berg 555m hoch. Klang genau nach dem, was ich heute haben wollte. Also schnappte ich mir mein Gepäck und fuhr los. Die erste Überraschung war der Bahnhof von Asama. Der Bahnhof ist so klein, dass es dort keine Mitarbeiter, keine Ticketautomaten und keine Schranken gibt. Wenn man hier aussteigt geht jeder davon aus, dass man artig seine Fahrkarte bezahlt hat. Wenn man hier einsteigt zieht man sich ein Zonenticket, dass im Zug bezahlt wird oder loggt sich mit seiner Prepaidkarte ein bzw. aus.

Ich stand also praktisch mitten in der Pampas. Aber es gab einen Hinweis auf einen Bergpfad – zum Glück kannte ich die Kanjis 😉 Die Richtung stimmte, also bin ich da lang. Am Fuss des Berges waren dann noch eine Hinweistafel für das Wandergebiet und ein Parkplatz. Jo, das schien doch richtig zu sein. Also rauf den Berg.

Blick ueber IseFlusskrebsKaum um die Ecke wurde ich von einem steilen, unwegsamen Pfad überrascht, den ich in Deutschland schon fast als Querfeldein-Weg bezeichnen würde. Aber egal, ich hatte ja Zeit 🙂 Dachte ich zumindest. Nach etwa einer Stunde machte ich meine erste Rast – total verschwitzt. Zum einen ist der Weg wirklich ordentlich steil, zum anderen war die Luftfeuchtigkeit im Wald doch sehr hoch. Kurz darauf kam eine kleine Frauen-Wandergruppe den Berg rauf, setzte sich zu mir und amüsierte sich darüber, was denn der Ausländer da alleine mit so viel Gepäck den Berg hochstiefelt. Ja, das frage ich mich da auch ein wenig 😉 Aber wir unterhielten und ganz nett und ich bekam ein paar Bonbons geschenkt. Wir haben uns den Weg hinauf regelmäßig gegenseitig überholt. Mal waren sie schneller, weil ich noch Fotos gemacht habe, dann habe ich sie wieder eingeholt. War ganz lustig. Unterwegs habe ich noch eine Flusskrabbe mitten auf dem Weg getroffen – so in etwa auf 400m Höhe. Schon urig.

Berg geschafftBlick auf TobaEndlich oben angekommen hatte ich a) das Problem, dass ich schon über 2,5h unterwegs war und b) keine Ahnung hatte wo es weiter gehen sollte. Also schaute ich mir erstmal den Tempel an, der dort mitten im Wald lag. Ein Tempel namens Kongoshoji, direkt an der Iseshima-Skyline (Schnellstraße) gelegen. Total schön!

KongoshojiTja, nur wie weiter? Über mir zogen schon wieder dunkelgraue Wolken auf, ich war fix und alle und ich wollte heute noch nach Toga – und musste ja auch wieder rechtzeitig auf den Rückweg bevor der letzte Zug fährt. Da stand ich doch etwas Ratlos mitten in der Pampas. Aber ich stand vor einem Tempel und ich stand an einer Schnellstraße, die eigentlich nur nach Toga führte. Also habe ich ganz gegen meine Natur einfach den Daumen rausgehalten – und schon das dritte Auto hat mich mitgenommen. Faszinierend. Da drinnen saß ein älteres Ehepaar mit ihrem Sohn. Wenn ich nicht so tierische Probleme damit hätte alte Japaner zu verstehen hätte ich mich sicher sehr interessant unterhalten können, aber so…. Ich habe ihnen mitteilen können, dass ich in Kyoto leben, an der Doshisha studiere und aus Deutschland komme. Das fanden sie total spannend, aber alles weiter war zu schwierig *lach* Sie haben noch an einem Rastplatz angehalten und mir den Ausblick gezeigt. Wunderschön! Leider war das Wetter wieder so schlecht… Aber man konnte von da oben aus Kyoto und Nagoya sehen – und bei gutem Wetter sieht man wohl auch den Fuji. Aber es war wie gesagt nicht schön 😉

TobaKurze Zeit später wurde ich dann mit vielen „Pass auf dich auf“ und „Viel Erfolg noch“ am Bahnhof von Toga abgesetzt. Es war tatsächlich noch früh genug um noch auf eine Insel vor Toga hinaus zu fahren – und da klärte tatsächlich das Wetter noch mal auf! Hallllooooo Urlaubsstimmung. Aber ich musste bald wieder zurück – der Zug wartet ja nun mal nicht. Auf der Rückfahrt habe ich mir noch die schier endlosen Reisfelder angesehen. Überall spiegelte sich die Abendsonne in den Abgesteckten Feldern und Bauern pflanzten neue Setzlinge. K.o., aber zufrieden kam ich dann in Kameoka an und drückte meinem Gastvater ein Omiyage in die Hand. Noriko und Kazuki sind zu Norikos Mutter ans Meer gefahren.

Veröffentlicht unter Japan

Himeji

Freitag ist Ausflugstag und heute ging es nach Himeji, westlich von Osaka. Hauptattraktion der 500.000 Einwohnerstadt ist die Burg Himeji (himeji-jou). Eines der vielen Weltkulturerben Japans.

Nach einer etwas längeren Zugfahrt haben wir uns direkt Richtung Burg durchgeschlagen. Himeji ist eine recht moderne Stadt, ganz anders als Kyoto. Wir sind eine ziemlich breite Straße lang gegangen, die direkt auf die Burg zu führt.

Burg HimejiDer Anblick war schon ziemlich beeindruckend. Dieser weiße Gebäudekomplex, der beim näher kommen immer größer und größer wurde. Die Burg gilt als das Idealbild japanischer Burgbaukunst, mit einem total verwinkelten Gelände und verschiedensten Verteidigungsanlagen.

Wir hatten eine englischsprachige Führung, durch die gesamte Anlage. Die Frau scheint echt Spaß an ihrem Job zu haben 🙂 Sie hat und auf alle Verteidigungsmerkmale erläutert.

Von Toren, über Quartiere, Lagerhäuser bist zum großen Turm. Treppauf-treppab quer durch die Anlage. Besonders interessant fand ich die zwei Hauptpfeiler des Turms. Zwei riesige Pfeiler, die ursprünglich aus einem einzigen Baum gefertigt waren und die den Hauptteil des Gewichtes des ganzen Turms tragen.

Aber vor allem finde ich die Burg total schön anzusehen. Wie man an den vielen Ansichten in der Gallery wohl erahnen kann 😉

Nach dem Burgbesuch haben wir uns noch den Koko-En neben dem Schloss angesehen. Eine ziemlich große Gartenanlage im japanischen Stil. Richtig toll! Genau so stellt man sich Japan vor! Das war schon wieder fast zu viel Japan-Feeling um wahr zu sein 😉

Es war nur etwas schade, dass wir erst so spät in Himeji waren. Da hätte man sich eigentlich noch viel mehr ansehen können.

Jeannine und der Fisch

Ich kann mich beim besten Willen keinen Fischfan nennen. Keine gute Voraussetzung für einen Japanaufenthalt, ich weiß. Meine Familie hatte mich am ersten Abend sehr direkt gefragt, was ich nicht esse bzw. nicht mag. Ob ich Allergien habe, etc. Da habe ich dann völlig unjapanisch-direkt gesagt, dass Fisch für mich etwas problematisch ist, ich aber gerne alles probieren möchte.

Seit dem hatte ich einmal auf einem Ausflug Oktopusbällchen und einmal zuhause Fisch gegessen. Da habe ich in Bentoboxen schon mehr Fisch gegessen als in der Familie. Das fand ich etwas beunruhigend. Aber auf die Frage, ob es jetzt nur meintewegen so selten Fisch gäbe winkte Noriko nur ab und meinte „Keine Sorge, morgen gibt es Fisch!“.

Jupp. Den gab es auch. Und zwar einen ganzen, gegrillt. *schluck* Fische die mich anschauen sind mir ja noch unsympathischer 😉 Und wie isst man sowas mit Stäbchen?! Ich habe mich aber durchgekämpft. Und ich würde noch nicht mal sagen, dass er mir nicht geschmeckt hat. Unglaublich *g*

Von Bentoboxen abgesehen würde ich mir aber immernoch keinen Fisch kaufen/bestellen. So gut schmeckt mir der Fisch hier dann doch noch nicht 😉

Nara

Freitag heißt Ausflugstag: morgens um 9 war Treffpunkt an der Doshisha. Wir sind mit einem Nahverkehrszug quer über die Dörfer nach Nara gefahren.

Für die nicht Japan-bewanderten ein kurzer Exkurs: Nara war von 710 bis 784 die Hauptstadt Japans. Sie war der erste ständige Sitz des Tennos. Die Stadt wurde nach Chinesischem Vorbild gebaut, in Blöcken mit großen von Norden nach Süden und von Westen nach Osten verlaufenden Straßen (so wie später Kyoto auch). Die gesamte Stadt war ungefähr 4,8 km mal 4,3 km groß. Die wichtigsten Sehenwürdigkeiten stammen aus der Nara-Zeit, oder haben dort zumindest ihren Ursprung. Vieles ist jedoch zerstört, weil die Stadt nach ihrer Aufgabe als Regierungssitz an Bedeutung verloren hat. So ist zum Beispiel der alte Kaiserpalast bis auf einige unterirdische Reste vollständig zerstört bzw. verfallen.

RehKofukujiWir kamen mit der Kintetsu-Nara-Linie an, wodurch wir schon praktisch im Nara-Park waren, dem riesigen Area, in dem die meisten der Sehenswürdigkeiten Naras zu finden sind. Kurz hinterm Bahnhof begenetten uns schon die ersten Vertreter des Wahrzeichens Nara: Rehe. Mitten in der Stadt. Direkt neben der Straße. Total irre. Am Anfang findet man sie noch total schnuffig, eben weil sie so zahm sind. Lassen sich füttern und streicheln und dösen in der Sonne rum. Aber mit der Zeit merkt man auch, dass sie ganz schön lästig sein können 😉 Auf jeden Fall gelten sie in Nara als heilig. Wenn ich mir das nicht falsch gemerkt habe soll ein Schutzgott der Familie Fujiwara auf einem Hirsch in Nara erschienen sein, weswegen diese Tier hier heilig sind und vor allem vorrang haben.

Unsere erste Etappe führte uns zum Kofukuji, einer der Haupttempel der Hosso-Sekte. Dort kann man unter anderem die Sanjunoto, eine drei-stöckige Pagode und die Gojunoto, eine fünf-stöckige Pagode sehen. Letztere is mit über 50 Metern Höhe die zweitgrößte Pagode Japans.

TodaijiDaibutsuWeiter ging es zum Todaiji, eines von 6 UNESCO Weltkulturerben Naras. Dieser Tempel beherbergt die größte umbaute Buddhafigur (Daibutsu) Japans. Die Bronze-Figur ist knapp 16 Meter hoch, und wiegt etwa 25 Tonnen. Um ihn herum sind kleine Buddhafiguren angeordnet, die unterschiedlich groß sind, von unten jedoch alle gleich groß aussehen. Das Gebäude wurde zweimal durch Brände zerstört. Das heutige Gebäude ist ein drittel kleiner als die ursprüngliche Version, ist aber dennoch das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Alles ziemlich beeindruckend 🙂 Im hintereren Teil der Halle ist eine Holzsäule, die ein großes Loch im Fuß hat. Das „Nasenloch des Buddhas“. Es soll Glück bringen, wenn man durch passt 😉 Da glücklicherweise nicht viel los war haben sich die meisten aus unserem Kurs mal daran versucht – die Fotos sind recht lustig geworden *g*

NasenlochShoroWeiter ging es zu einer riesiegen Bronzenen Glocke (Shoro) und zur Halle des Februars und der Halle des Märzens (Nigatsu-do und Sangatsu-do), von wo aus man einen tollen Blick über die Stadt hat. Ein Stück weiter haben wir dann endlich Mittagspause mit unseren mitgebrachen O-Bentos gemacht. Schön unter Kirschblüten, auf Steinterrassen mit Blick auf die Rehe. Mhja, wenn es bei dem Blick geblieben wäre 😉 Leider sind die Viecher doch sehr dreist, wenn es um Nahrung geht. Eins war besonders hartnäckig. Das hatte sich anscheinend in meine Box verliebt. Wegdrücken half nicht, anmaulen auch nicht (egal ob auf Deutsch oder Japanisch 😉 und auch sonst ließ es sich von nichts beeindrucken. Diese Tierchen haben verdammt viel Kraft im Hals… Keine Chance sie weg zu drücken. Schwupp die Wupp habe ich eine Reh-Schnauze in meiner Box gehabt. Naja zumindest fast. Das was bei der Aktion runtergefallen ist durfte es dann fressen, aber dann wurde es persönlich 😉 Ich hab glücklicherweise sehr schnell einen effektiven Weg gefunden sie los zu werden: Man muss sich seitlich gegen sie drücken. Also neben sie stellen und gegen die Rippen drücken. Von der Seite scheinen sie keine Kraft zu haben und müssen weichen. Macht man das lange genug dampfen sie ab *g* Wolfram hat an dem Spiel so viel Spaß gehabt, dass er es zu seinem lieblings Hobby in Nara erklärt hat. Das würde ihn an Sokoban erinnern. Wer schaft es 5 Rehe in eine Reihe zu schieben? 🙂

SangatsudoKasugaTaishaGesättigt, aber müde, ging es weiter zum Kasuga-Taisha, zur Abwechslung mal ein Schrein, der ebenfalls Weltkulturerbe ist. Auf dem weitläufigen Areal mit seinen vielen Nebenschreinen sind unzählige Steinlaternen aufgestellt. Die Gebäude sind in einem Zinoberrot gestrichen und haben ringsumverlaufende Gänge, in denen Bronzelaternen hängen. Sieht beeindruckend aus! Schaut euch die Fotos an 😉 Wir sind von hinten auf das Gelände gegangen, eigentlich kommt man von der Stadtseite aus durch das Ichino-torii auf das Gelände. Von dort aus werden es dann immer mehr Steinlaternen, je weiter man den Berg hinaufsteigt. Auch der umgebende Wald ist wirklich total schön.

Am unteren Ende war unsere Tour dann offiziell zuende. Die Sonne brante und wir durften uns selbst überlegen, wie wir den Rest des Tages verbringen. Wir haben uns dann erstmal zu einem See ganz in der Nähe durchgeschlagen. Total idyllisch. Kirschblüten, Wasser, ein Steg der auf den See führt und überall Rehe. Eins ist uns auch auf dem Steg begegnet. Sieht echt seltsam aus 🙂 Wolfram und ich haben spontan ein Liedchen angestimmt: „Da steht ein Reh auf der Brücke, ein echtes Reh auf der Brücke, das ist so nieeeeeedlich. Da steht ein Reh auf der Brücke, ein echtes Reh auf der Brücke – und schaut mich an.“ Wir hatten aber keine Futterwaffeln mehr, die man überall für einen Euro kaufen kann. Das sieht auch immer sehr lustig aus. Die Rehe stehen, wenn sie Hunger haben, wie beim Drive in rings um die Stände und warten darauf, dass jemand Waffeln kauft 🙂

Ich bin dann zusammen mit Wolfram Richtung Stadt getiergert. Mich interessierte eine Karte von Nara, die Till von der Touristeninformation hatte. Wir sind dann zufällig direkt auf der Sanjodori gelandet, der Haupteinkaufsstraße Naras. Sehr spannend. Diese durchgängige Beschallung mit Werbung auf der Straße finde ich doch sehr anstrenged! In Kameoka spielen sie wenigstens nur Musik… Also zur Veranschaulichung: An allen Straßenlaternen hängen Lautsprecher über die Musik oder eben Werbung gespielt wird. Dem kann man definitiv nicht entgehen…

Unterwegs haben wir uns mal kurz in einen Manga-Shop begeben. Toll 🙂 Also nicht mal die Manga-auswahl, davon hatte ich schon mehr gesehen, aber die hatten total viel Merchandising so wie ein großes Regal mit Manga-Zeichen-Zubehör (Stifte, Tusche, Rasterfolien, Papier, Durchpaus-Tabletts und weiß der Teufel was alles). Ich wäre ja fast in einen Shoppingrausch verfallen, habe mich aber stark zurück geholten. Ich hatte schon Briefpapier und einen Nara-Hello-Kitty-Händyanhänger gekauft *G*

Am Bahnhof angekommen haben wir erstmal Stadtpläne ergattert und dann festgestellt, dass der Zug von hier aus Preiswerter ist als der, den wir morgens genommen hatten. Wolfram ist auch direkt nach hause gefahren, ich habe mich erstmal vorm Bahnhof in die Sonne gesetzt und Karte bzw. Reiseführer studiert. Dann wurde aber schnell klar, dass es schon zu spät war um noch irgendwo hin zu gehen – hatte schon alles zu oder würde bald schließen. Das fanden meine Füße ganz toll, den meine Blasen von Dienstag waren nach dem ganzen Rumgelaufe natürlich noch alles andere als verheilt *aua-aua* Also bin ich auch in den nächstbesten Zug gestiegen.

Die Fahrt war ganz angenehm, aber als ich Ausstieg hatte ich erstmal das Gefühl in der falschen Stadt zu sein. Ich fahre ja täglich über den Bahnhof Kyoto zur Uni – aber in der Ecke war ich noch nie. Und auch nachdem ich ein ganzes Stück gelaufen war, vorbei an total lecker aussehenden Restaurants und Omiyage-Geschäften, hatte ich immer noch keine bekannte Ecke gesehen. Des Rätsel Lösung war, dass ich an einem anderen Teil des Bahnhofs angekommen war, nämlich nicht im JR-Teil sondern im Kintetsu-Bahnhof (andere Bahngesellschaft). Das verstehe ich zwar immernoch nicht, weil ich in Nara meiner Meinung nach in einen JR-Zug gestiegen bin, aber egal. Hauptsache wieder nach hause gefunden *puh*

Nara war auf jeden Fall toll. Schönes Wetter, tolle Sehenswürdigkeiten und die Stadt selbst fand ich auch sehr angenehm. Deutlich kompakter und weniger überlaufen als Kyoto. Da fahre ich bestimmt nochmal hin 🙂

Seltsame Dinge

Eigentlich soll man ja direkt alles aufschreiben, was man seltsam findet, wenn man nach Japan kommt, weil man sich da so schnell dran gewöhnt. Also mal ein paar Dinge, die ich hier seltsam finde.

  • Pingende Ampeln

    Hat man zwar schon oft von gehört und auch schonmal im Fernsehen gesehen, aber irgendwie kann ich mich an die Dinger immer noch nicht gewöhnen. Die einen Ampeln zwitschern, wenn sie grün sind, die anderen spielen eine Melodie, die nächsten pingen einfach vor sich hin. Echt seltsam.
    Für Bahnsteige gilt übrigens praktisch das gleiche. Die pingen oder spielen eine Melodie, wenn der Zug einfährt

  • Pingende U-Bahnausgänge und Toilettenhäuschen

    Das ist noch seltsamer. Wenn man über die Hauptstraße von Kyoto läuft hört man immer wieder mal ein „piep-pöhp“. Dann läuft man gerade an einem U-Bahn-Zugang vorbei. Seltsamerweise klingen die Toilettenhäuschen im Park des Kaiserpalastes praktisch genauso. Angenommen das soll eine Orientierungshilfe für Blinde sein, wie unterscheiden die dann das eine vom anderen? 😉

  • Stöckelschuhe

    Japanerinner sind klein und wollen größer sein. Ok, alles klar. Aber mir tun die Füße schon vom Zusehen weh 😉 Hier laufen total viele Frauen auf extrem hohen Schuhe mit Pfennigabsatz herum. Und das sieht vielleicht aus, wie die darauf stehen/gehen… Überhaupt haben viele Frauen eine komische Fußstellung. So nach innen gedreht – sieht manchmal so aus als ob sie gleich über die eigenen Füße stolpern müssten. Naja und so gehen sie dann teilweise auch 😉

  • Toiletten

    Von den High-Tech-Toiletten haben sicher schon die meisten gehört. Ich hatte auch eigentlich hauptsächlich mit solchen und normalen westlichen Toiletten gerechnet. Sibylle hatte mich ja schon vorgewarnt, dass es in Schulen vor allem Hockklos gegeben hätte. Mhja, die gibt es immernoch. Und zwar deutlich mehr als mit lieb ist – ich finde die doch sehr unangenehm. Das erste und letzte Mal habe ich solche Toiletten im türkischen Hinterland gesehen. Wer rechnet denn damit, dass das die übliche öffentliche Toilette in Japan ist? In U-Bahnstationen, in Tempeln, an der Uni. Das einzige was einen da retten kann ist die Flucht auf die Behindertentoilette.
    Und auf fast jeder Toilette sucht man auf’s neue den Spühlmechanismus. Mal geht sie von allein, mal muss man was drücken, mal irgendwo die Hand davor halten oder den Hebel hinterm Deckel drücken.

  • Waschbecken

    Japaner haben ja teilweise doch einen ziemlichen Waschfimmel, aber an den Waschbecken könnte ich manchmal verzweifeln 🙂 Jedes mal aufs neue suchen, wie man denn nun an sein Wasser kommt. Hebel hoch oder runter drücken? Bewegungsensor? Selbstausdrehender Hahn? Wo kommt wie die Seife raus?
    Und damit es nicht langweilig wird gibt es gewöhnlich keine Handtücher. Manchmal gibt es Lufttrockner. Deswegen schleppen Japaner anscheinend alle ein kleines Handtuch mit sich herum. Sowas muss ich mir wohl auch noch besorgen – ich steh immer total blöd mit meinen nassen Händen herum 😉 Und das in einem Land, dass sich sonst für keine Müllproduktion zu schade zu sein scheint…

Prüfungen vorbei und Prüfungen bestanden

Letzten Woche waren die Abschlußprüfungen des Tübingen-Teils meines Aufbaustudiums. Am Mittwoche hatte ich mündliche Prüfung. Ich bin für meinen Geschmack zu viel zu meinem Beruf gefragt worden, aber es lief ganz gut 😉 Zumindest habe ich alle Fragen verstanden und konnte meine Antworten artikulieren *g*

Am Freitag war die schriftliche Prüfung. Übersetzungen und Kanji-Abfrage. Natürlich mit Mrugabeln (Mrugalla-Vokabeln). Wie „Wasabi-Bombe“, „Medizin zur äußeren Anwendung“, „Grapscher“ und „stehlen“. Es wurden praxisnahe Sätze wie „Ich habe schon Geldbörsen, Wörterbücher und Uhren gestohlen, aber ich habe noch nie Fahrräder gestohlen“ abgefragt 😉

Alles in allem war ich auf jeden Fall mit den Prüfungen zufrieden. Ich weiß wo ich Fehler gemacht habe, ich weiß wo ich noch was tun muss. Noten weiß ich noch nicht, aber ich bin sicher, dass ich bestanden habe. *freu*

JLPT ErgebnisDarüber hinaus kam heute ein A4-Umschlag aus Stuttgart an, der mir das Ergebniss meines JLPT Tests vom Dezember mitteilte. Ich habe bestanden! Und deutlich besser als erwartet 😉 Writing-Vocabulary: 80/100, Listening 53/100 und Reading-Grammer 179/200. Sprich 312/400 Punkten. Damit kann ich leben 😉

Das ist zwar schlechter als die Ergebnisse von Julia oder Ute, aber die waren zum Zeitpunkt der Prüfung auch in Japan 😉 Irritierender finde ich, dass deren Zeugnis so anders aussieht als meines. Bin aber ganz froh darüber, dass dieses häßliche Foto nicht mit drauf ist *g*