Japanische Abend

Wir haben ja am Dienstag einige japanische Studenten der Doshisha kennengelernt. Da schon in der Vorstellungsrunde mehrfach so Sätze kamen wie „Ich liebe japanisches Essen! Lasst uns doch zusammen mal was futtern gehen!“ kamen, hatte ziemlich zum Schluss jemand noch schnell die Frage in die Runde geworfen, ob wir nicht am Donnerstag gemeinsam was Essen und Karaoke singen wollen. Da reichlich zusagen kamen stand das also fest.

Wir trafen uns um 18:30 Uhr vor dem Kabuki-Theater an der Shijo-Brücke. Aber von den angekündigten etwa 25 Personen waren nur knapp 15 gekommen (so um den dreh). Zwei Aufbaustunden waren krank, einer hat den Treffpunkt nicht gefunden und eine ist verschütt gegangen 😉 Wo die Japaner waren? Keine Ahnung. Auf jeden Fall scheint der Jung, der alles Organisiert hat, damit ein ziemliches Problem gehabt zu haben. Er schaute doch sehr angeschlagen. Aber irgendwann mussten wir dann doch losgehen.

Er hatte einen, ich sag mal, Partyraum namens „Voice Bar“ reserviert. Das Ding fasst etwa 40 Leute – deswegen waren wir mit unseren 15 natürlich etwas wenig… Aber das ging dann wohl doch in Ordnung. Auf jeden Fall stehen in diesem Raum Sofas und Tische. Die Tische waren alle mit Tellerchen und Stäbchen gedeckt und es lagen Getränkekarten aus. Am Eingang war eine Bar und es liefen zwei Kellner durch die Gegend. Speisekarte gab es jedoch keine. Das musste man erstmal erklärt kriegen 😉

Der Raum war für 2,5 Stunden reserviert. Jeder zahlt 3000 Yen (etwa 19 EUR). Essen wird im Laufe des Abends „automatisch“ gebracht. Sprich etwa alle 20 Minuten kamen Teller mit dem nächsten Gang auf den Tisch von denen sich jeder etwas auf sein Tellerchen nehmen konnte.

Getränke waren all-inklusiv, was vor allem die männlichen Japaner voll ausgenutzt haben 😉 Irgendjemand meinte, ihm gegenüber hätte jemand 10 Gläser weggekippt. Naja, alle 15 Minuten. Ist schon ganz ok 😉 Da wir uns schön kreuz und quer zwischen den Japanern verteilt hatten konnte man immer mal schauen, was die Japaner rings um einen herum so tranken und auch mal probieren. Die Mädel standen total auf so Yoghurtdrinks. Sehr süß und angeblich mit etwa 2% Alkohol – geschmeckt hat man’s nicht 😉

Ich saß den Abend über sozusagen zwischen den zwei Mädels, die am Dienstag meinten, ich würde gut riechen 😉 Beide sprechen ziemlich gut Deutsch, was beim Vokabelnsuchen immer sehr hilfreich war. Und im Notfall wurde das elektronische Wörterbuch konsultiert. War auf jeden Fall sehr amüsant 🙂

Nach dem Essen haben wir uns in die nächstbeste Karaokebar begeben. Schnuffiger Laden. Mit Rolltreppen und unterschiedlich eingerichteten Räumen. Und den klassischen Telefonbüchern, in denen man die Lieder nachschlagen kann. Mhja, aber dann find erstmal was, was du kennst *lach* ich bin ja leider jemand, der sich Titel und Interpreten ganz schlecht merken kann. Von Lieblingsliedern natürlich mal abgesehen. Zur Einstimmung gab’s erstmal 99 Luftballons (war aber auch das einzige deutsche Lied, das wir gefunden haben). Ich habe mich an „Yesterday“, „Land Down Under“ und – haltet euch fest – einem japanischen Lied versucht 😉 Die einzige japanische Sängerin, von der ich mir zutraute zumindest die Melodie einiger Lieder sicher zu kennen: Nakashima Mika, Yuki no Hana. Blöderweise kann die Frau richtig gut singen = Für mich streckenweise viel zu hoch 😉 An den stellen hat mir Akane, die neben mir saß, immer ausgeholfen. Verdammt kann die Frau gut singen *respekt* Überhaupt waren die Japaner echt richtig gut. Auch die Kerle.

Lange war der Karaokeaufenthalt jedoch nicht, weil wir alle bald los mussten um unsere letzten Züge zu kriegen. Ich bin gespannt ob wir das noch mal wiederholen. Die Gruppe fand ich auf jeden Fall sehr angenehm.

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Jeannine und der Fisch

Ich kann mich beim besten Willen keinen Fischfan nennen. Keine gute Voraussetzung für einen Japanaufenthalt, ich weiß. Meine Familie hatte mich am ersten Abend sehr direkt gefragt, was ich nicht esse bzw. nicht mag. Ob ich Allergien habe, etc. Da habe ich dann völlig unjapanisch-direkt gesagt, dass Fisch für mich etwas problematisch ist, ich aber gerne alles probieren möchte.

Seit dem hatte ich einmal auf einem Ausflug Oktopusbällchen und einmal zuhause Fisch gegessen. Da habe ich in Bentoboxen schon mehr Fisch gegessen als in der Familie. Das fand ich etwas beunruhigend. Aber auf die Frage, ob es jetzt nur meintewegen so selten Fisch gäbe winkte Noriko nur ab und meinte „Keine Sorge, morgen gibt es Fisch!“.

Jupp. Den gab es auch. Und zwar einen ganzen, gegrillt. *schluck* Fische die mich anschauen sind mir ja noch unsympathischer 😉 Und wie isst man sowas mit Stäbchen?! Ich habe mich aber durchgekämpft. Und ich würde noch nicht mal sagen, dass er mir nicht geschmeckt hat. Unglaublich *g*

Von Bentoboxen abgesehen würde ich mir aber immernoch keinen Fisch kaufen/bestellen. So gut schmeckt mir der Fisch hier dann doch noch nicht 😉

Treffen mit Studenten

Heute war ein organisiertes Treffen mit Studenten der Doshisha und unserem Kurs. Nach einer steifen Vorstellungrunde (man gewoehnt sich ja langsam daran) sprangen alle auf um sich was zu trinken zu nehmen. Ab da war es dann lustig 😉 Weil alle kreuz und quer durcheinander gequatscht haben. Auf Deutsch, Englisch und Japanisch. Viele der Japaner lernen gerade Deutsch oder wollen demnaechst mal nach Deutschland reisen. Mal sehen ob sich daraus jetzt nicht die eine oder andere Tandempartner-Beziehung bildet.

Das Highlight des Tages war, als ich mich mit zwei Maedels unterhalten habe und sich ploetzlich eine von ihnen nach vorne beugte, schnell was auf Japanisch sagte, sich dann beide nach vorne beugten, an mir schnueffelten und anschliessend einstimmig meinten, ich wuerde total gut riechen. Ja ne ist klar 🙂 Ok, ist besser als andersherum, oder? ^^

Am Donnerstag wollen sich jetzt einige von dem Treffen zum Karaoke treffen *Angst* Und Samstag ist ein Fussball-Treffen angesagt (Ich geh aber nur zugucken ;). Das kann ja noch lustig werden ^^

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No-Theaterfuehrung

Spontan gab es am Montag noch einen Extratermin: Eine Einfuerhung ins No-Theater in einem Theater ganz in der Naehe von der Doshisha. Uns wurde ganz viel ueber die Geschichte, die Buehne, die Kostueme – insbesondere die Masken – und auch ueber einige Bewegungen und ihre Bedeutung erzaehlt.

No wird von alt-japanischen Gesaengen begleitet und reduziert sich auf strenge Bewegungsformen. Da als Auslaender zu verstehen, worum es geht muss unglaublich schwierig sein. Ich hab es bisher noch nicht gesehen 😉 Aber das werde ich sicher mal machen muessen. Die Musik finde ich auf jeden Fall total interessant (beim WDR lief mal ein Radiomitschnitt einer No Auffuehrung in Koeln).

Waehrend der Fuehrung konnte man im Hintergrund dem Einzelunterricht eines Schuelers lauschen. Gesangsuebungen und Buehnenuebungen – das war fast noch spannender als das, was bei uns erzaehlt wurde 😉 Uns wurde auch gezeigt, wie ein Kostuem angelegt wird. Ich bin noch gespannt, ob die Fotos was geworden sind…

Studenten Ohanami und japanische Ingenieure

Am Sonntag lud ein Studentenclub der Doshisha zu einem internationalen Ohanami im Maruyama Park hinterm Yasaka-Jinsha ein. Diese Gruppe organisiert Englisch-Konversationsgruppen und ist auf der Suche nach neuen Tutoren fuer diese Gruppe. Das Ohahanami war sozusagen das vortreffen dafuer.

Ich wurde am Treffpunkt zwei Japanerinnen zugeschoben, die auch zum ersten mal bei der Gruppe waren. Eine nennt sich Rachel und spricht fuer eine Japaner ein exzelentes Englisch! Studiert aber japanische Literatur 😉 Die andere heisst Eri, tut sich extrem schwer mit dem Englisch Sprechen. Ich habe den ganzen abend bei den zweien gesessen – mich aber auch fast nur auf Englisch unterhalten. Andererseits war das natuerlich auch der Sinn des Treffens. Und ich habe auch gleich ihre Telefonnummern gekriegt *jubbel* Dummerweise leben sie jedoch etwa 2 Stunden zugfahrt von Kyoto entfernt… Aber mal sehen was daraus wird!

Zwischendurch kam auch schonmal der eine oder andere Japaner vorbei und sagte Hallo. Einem habe ich mich artig auf Nachfrage auf Japanisch vorgestellt – und habe gesagt, dass ich ganz gerne „Shakoudansu“ mache (Gesellschaftstanz). „Wirklich? Kannst du das zeigen?“ Zu seinem Pech stand er vor mir uns sass nicht auf dem Boden. Der hat mich vielleicht verwirrt angesehen, als ich mit ihm in Tanzhaltung ging und ihm schnell den Rumbagrundschritt begebracht habe 😉

Bei Eri hatte ich zwischendurch das Gefuehl, dass wir wirklich ausschliesslich zum Aufreissen von Auslaendern zu dem Treffen gegangen ist 😉 Irgendwann fand ich mich ein einer Traube Japanern wieder, die alle eine blonden Ami anhimmelten. Komischer Kerl. Spricht ausgezeichnet Japanisch, keine Frage! Aber ich fand sein Styling und Verhalten schon wieder zu japanisiert. Wahrscheinlich gezielt 😉 Egal was er sagte Maedels UND Kerle gaben nur Laute des Erstaunens und der Bewunderung von sich. Erschuetternd 🙂

Alles in allem war es auf jeden Fall ein schoener Abend! Auch wenn ich diese japanischen Alkopops glaube ich nicht so vertrage… *futsukayoi* (*Kater*)

Auf der Heimfahrt in der Bahn hatten sich Annika und ich zu zwei Japanern gesetzt. Die reagieren im Vorortzug manchmal etwas seltsam darauf, wenn sich ein Auslaender zu ihnen setzt, weswegen ich vorher kurz auf japanisch fragte, ob wir uns hier hinsetzen koennen. Klar, kein Thema – seien ja keine Privatsitzplaetze. Wo wir her seien. Aus Deutschland. Ah, das ist ja schoen. Und dann haben Annika und ich erstmal geplaudert. Kurz darauf wurden wir nochmal angesprochen und einer von ihnen hilt uns einen 10-DM-Schein unter die Nase, ob wir den noch kennen wuerden. Schraeg oder? Sie seien Ingenieure und auf einer Deutschlandreise haetten sie die schoene Gauskurve auf dem Schein gesehen. Seit dem traegt er ihn als Glueckbringer mit sich rum.

Wir haben dann noch recht viel auf Englisch geplaudert. Ueber ihren Job vorallem – irgendwas mit Roentgentechnik im Militaerbereich. Auf jeden Fall war es irre, was die alles an deutschen Vokabeln drauf hatten. Hand, Magen, Schaukasten. Sehr suess 🙂

Uebrigens habe ich die „Stelle“ als Tutor nicht bekommen. Aber vielleicht zwei neue Bekanntschaften 😉

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Geschüttelt, nicht gerührt

Heute habe ich mein erstes japanisches Erdbeben erlebt *g* In Kameyama, etwa 70 km südöstlich von hier, gab es ein Beben der Stärke 5,4. Ichiro meinte, hier hätte man es mit etwa 3 gespürt.

Eigentlich fand ich es nicht sehr stark, vorallem war es nicht lang, aber es war doch beeindruckend, wie stark dieses Haus mitschwingt. Das fühlt sich ein bisschen so an, als ob man auf einem Pudding steht 😉

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Familienbräuche

FamilienaltarHeute kommt ein kleiner Aufruf an die Japan-interessierten unter meinen Lesern. Was könnte der Altar auf dem Foto für eine Bedeutung haben? Meine Gastfamilie rief mich gestern abend nach oben und zeigte mir diesen Altar, der binnen kurzer Zeit aufgebaut worden war. Erinnerte mich etwas an Weihnachten. Überall Kisten und Einwickelpapier und in der Ecke dieser prächtige Altar. Sie haben versucht mir zu erklären worum es geht, aber so wirklich klar geworden ist es mir nicht. Wenn ich es richtigverstanden habe ist die rechte Figur schon mindestens 100 Jahre alt. Und ebenfall, wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum etwas zu Feiern, wenn Söhne heranwachsen. Dieses Fest zum 5. Geburtstag ist aber doch glaube ich erst am 5.5. und Kazuki ist schon 6. Kann mir das jemand Erklären? *lach*

Nara

Freitag heißt Ausflugstag: morgens um 9 war Treffpunkt an der Doshisha. Wir sind mit einem Nahverkehrszug quer über die Dörfer nach Nara gefahren.

Für die nicht Japan-bewanderten ein kurzer Exkurs: Nara war von 710 bis 784 die Hauptstadt Japans. Sie war der erste ständige Sitz des Tennos. Die Stadt wurde nach Chinesischem Vorbild gebaut, in Blöcken mit großen von Norden nach Süden und von Westen nach Osten verlaufenden Straßen (so wie später Kyoto auch). Die gesamte Stadt war ungefähr 4,8 km mal 4,3 km groß. Die wichtigsten Sehenwürdigkeiten stammen aus der Nara-Zeit, oder haben dort zumindest ihren Ursprung. Vieles ist jedoch zerstört, weil die Stadt nach ihrer Aufgabe als Regierungssitz an Bedeutung verloren hat. So ist zum Beispiel der alte Kaiserpalast bis auf einige unterirdische Reste vollständig zerstört bzw. verfallen.

RehKofukujiWir kamen mit der Kintetsu-Nara-Linie an, wodurch wir schon praktisch im Nara-Park waren, dem riesigen Area, in dem die meisten der Sehenswürdigkeiten Naras zu finden sind. Kurz hinterm Bahnhof begenetten uns schon die ersten Vertreter des Wahrzeichens Nara: Rehe. Mitten in der Stadt. Direkt neben der Straße. Total irre. Am Anfang findet man sie noch total schnuffig, eben weil sie so zahm sind. Lassen sich füttern und streicheln und dösen in der Sonne rum. Aber mit der Zeit merkt man auch, dass sie ganz schön lästig sein können 😉 Auf jeden Fall gelten sie in Nara als heilig. Wenn ich mir das nicht falsch gemerkt habe soll ein Schutzgott der Familie Fujiwara auf einem Hirsch in Nara erschienen sein, weswegen diese Tier hier heilig sind und vor allem vorrang haben.

Unsere erste Etappe führte uns zum Kofukuji, einer der Haupttempel der Hosso-Sekte. Dort kann man unter anderem die Sanjunoto, eine drei-stöckige Pagode und die Gojunoto, eine fünf-stöckige Pagode sehen. Letztere is mit über 50 Metern Höhe die zweitgrößte Pagode Japans.

TodaijiDaibutsuWeiter ging es zum Todaiji, eines von 6 UNESCO Weltkulturerben Naras. Dieser Tempel beherbergt die größte umbaute Buddhafigur (Daibutsu) Japans. Die Bronze-Figur ist knapp 16 Meter hoch, und wiegt etwa 25 Tonnen. Um ihn herum sind kleine Buddhafiguren angeordnet, die unterschiedlich groß sind, von unten jedoch alle gleich groß aussehen. Das Gebäude wurde zweimal durch Brände zerstört. Das heutige Gebäude ist ein drittel kleiner als die ursprüngliche Version, ist aber dennoch das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Alles ziemlich beeindruckend 🙂 Im hintereren Teil der Halle ist eine Holzsäule, die ein großes Loch im Fuß hat. Das „Nasenloch des Buddhas“. Es soll Glück bringen, wenn man durch passt 😉 Da glücklicherweise nicht viel los war haben sich die meisten aus unserem Kurs mal daran versucht – die Fotos sind recht lustig geworden *g*

NasenlochShoroWeiter ging es zu einer riesiegen Bronzenen Glocke (Shoro) und zur Halle des Februars und der Halle des Märzens (Nigatsu-do und Sangatsu-do), von wo aus man einen tollen Blick über die Stadt hat. Ein Stück weiter haben wir dann endlich Mittagspause mit unseren mitgebrachen O-Bentos gemacht. Schön unter Kirschblüten, auf Steinterrassen mit Blick auf die Rehe. Mhja, wenn es bei dem Blick geblieben wäre 😉 Leider sind die Viecher doch sehr dreist, wenn es um Nahrung geht. Eins war besonders hartnäckig. Das hatte sich anscheinend in meine Box verliebt. Wegdrücken half nicht, anmaulen auch nicht (egal ob auf Deutsch oder Japanisch 😉 und auch sonst ließ es sich von nichts beeindrucken. Diese Tierchen haben verdammt viel Kraft im Hals… Keine Chance sie weg zu drücken. Schwupp die Wupp habe ich eine Reh-Schnauze in meiner Box gehabt. Naja zumindest fast. Das was bei der Aktion runtergefallen ist durfte es dann fressen, aber dann wurde es persönlich 😉 Ich hab glücklicherweise sehr schnell einen effektiven Weg gefunden sie los zu werden: Man muss sich seitlich gegen sie drücken. Also neben sie stellen und gegen die Rippen drücken. Von der Seite scheinen sie keine Kraft zu haben und müssen weichen. Macht man das lange genug dampfen sie ab *g* Wolfram hat an dem Spiel so viel Spaß gehabt, dass er es zu seinem lieblings Hobby in Nara erklärt hat. Das würde ihn an Sokoban erinnern. Wer schaft es 5 Rehe in eine Reihe zu schieben? 🙂

SangatsudoKasugaTaishaGesättigt, aber müde, ging es weiter zum Kasuga-Taisha, zur Abwechslung mal ein Schrein, der ebenfalls Weltkulturerbe ist. Auf dem weitläufigen Areal mit seinen vielen Nebenschreinen sind unzählige Steinlaternen aufgestellt. Die Gebäude sind in einem Zinoberrot gestrichen und haben ringsumverlaufende Gänge, in denen Bronzelaternen hängen. Sieht beeindruckend aus! Schaut euch die Fotos an 😉 Wir sind von hinten auf das Gelände gegangen, eigentlich kommt man von der Stadtseite aus durch das Ichino-torii auf das Gelände. Von dort aus werden es dann immer mehr Steinlaternen, je weiter man den Berg hinaufsteigt. Auch der umgebende Wald ist wirklich total schön.

Am unteren Ende war unsere Tour dann offiziell zuende. Die Sonne brante und wir durften uns selbst überlegen, wie wir den Rest des Tages verbringen. Wir haben uns dann erstmal zu einem See ganz in der Nähe durchgeschlagen. Total idyllisch. Kirschblüten, Wasser, ein Steg der auf den See führt und überall Rehe. Eins ist uns auch auf dem Steg begegnet. Sieht echt seltsam aus 🙂 Wolfram und ich haben spontan ein Liedchen angestimmt: „Da steht ein Reh auf der Brücke, ein echtes Reh auf der Brücke, das ist so nieeeeeedlich. Da steht ein Reh auf der Brücke, ein echtes Reh auf der Brücke – und schaut mich an.“ Wir hatten aber keine Futterwaffeln mehr, die man überall für einen Euro kaufen kann. Das sieht auch immer sehr lustig aus. Die Rehe stehen, wenn sie Hunger haben, wie beim Drive in rings um die Stände und warten darauf, dass jemand Waffeln kauft 🙂

Ich bin dann zusammen mit Wolfram Richtung Stadt getiergert. Mich interessierte eine Karte von Nara, die Till von der Touristeninformation hatte. Wir sind dann zufällig direkt auf der Sanjodori gelandet, der Haupteinkaufsstraße Naras. Sehr spannend. Diese durchgängige Beschallung mit Werbung auf der Straße finde ich doch sehr anstrenged! In Kameoka spielen sie wenigstens nur Musik… Also zur Veranschaulichung: An allen Straßenlaternen hängen Lautsprecher über die Musik oder eben Werbung gespielt wird. Dem kann man definitiv nicht entgehen…

Unterwegs haben wir uns mal kurz in einen Manga-Shop begeben. Toll 🙂 Also nicht mal die Manga-auswahl, davon hatte ich schon mehr gesehen, aber die hatten total viel Merchandising so wie ein großes Regal mit Manga-Zeichen-Zubehör (Stifte, Tusche, Rasterfolien, Papier, Durchpaus-Tabletts und weiß der Teufel was alles). Ich wäre ja fast in einen Shoppingrausch verfallen, habe mich aber stark zurück geholten. Ich hatte schon Briefpapier und einen Nara-Hello-Kitty-Händyanhänger gekauft *G*

Am Bahnhof angekommen haben wir erstmal Stadtpläne ergattert und dann festgestellt, dass der Zug von hier aus Preiswerter ist als der, den wir morgens genommen hatten. Wolfram ist auch direkt nach hause gefahren, ich habe mich erstmal vorm Bahnhof in die Sonne gesetzt und Karte bzw. Reiseführer studiert. Dann wurde aber schnell klar, dass es schon zu spät war um noch irgendwo hin zu gehen – hatte schon alles zu oder würde bald schließen. Das fanden meine Füße ganz toll, den meine Blasen von Dienstag waren nach dem ganzen Rumgelaufe natürlich noch alles andere als verheilt *aua-aua* Also bin ich auch in den nächstbesten Zug gestiegen.

Die Fahrt war ganz angenehm, aber als ich Ausstieg hatte ich erstmal das Gefühl in der falschen Stadt zu sein. Ich fahre ja täglich über den Bahnhof Kyoto zur Uni – aber in der Ecke war ich noch nie. Und auch nachdem ich ein ganzes Stück gelaufen war, vorbei an total lecker aussehenden Restaurants und Omiyage-Geschäften, hatte ich immer noch keine bekannte Ecke gesehen. Des Rätsel Lösung war, dass ich an einem anderen Teil des Bahnhofs angekommen war, nämlich nicht im JR-Teil sondern im Kintetsu-Bahnhof (andere Bahngesellschaft). Das verstehe ich zwar immernoch nicht, weil ich in Nara meiner Meinung nach in einen JR-Zug gestiegen bin, aber egal. Hauptsache wieder nach hause gefunden *puh*

Nara war auf jeden Fall toll. Schönes Wetter, tolle Sehenswürdigkeiten und die Stadt selbst fand ich auch sehr angenehm. Deutlich kompakter und weniger überlaufen als Kyoto. Da fahre ich bestimmt nochmal hin 🙂

Begrüßungsparty des Auslandsamtes

Das Auslandsamt der Doshisha veranstaltet, wenn ich das richtig verstanden habe, einmal im Jahr eine Party für seine Austauschstudenten. Für die meisten ist das dann die „Sayonara-Party“, weil des Auslandaufenthalt dann gerade für sie endet. Für uns war es die Begrüßungsparty. Egal wie, es fand in mittel-gehobenem Ambiente in einem Hotel neben dem Kaiserpalast statt. Einlass war um 18 Uhr, Beginn um 18:30. Ich hatte den ganzen Nachmittag im Rechnerraum an der Doshisha verbracht. Unter anderem weil ich mich möglichst wenig bewegen wollte – ich hatte mir am Dienstag unglaubliche Blasen gelaufen, die leider am Mittwoch schlimmer geworden waren. Wir laufen hier immer unglaubliche Strecken zu Fuß… Eigentlich war es nicht weit, aber ich hatte mich doch mal wieder mit der Entfernung verschätzt, wie es mir in Kyoto eigentlich andauernt passiert. „Och, ist doch nur ein halber Block“ mh… das stimmt zwar (fast, es ist nämlich doch mehr als die Hälfte gewesen), aber dieser Block ist auch über einen Kilometer lang 😉 Naja, ich kam gerade so noch pünklich an, ohne aufzufallen 😉

Redner und BuffetAllen Teilnehmer wurden Namensschildchen angepappt und wir wurden mit einem Redenmarathon begrüßt. Erstmal die ganzen Institutsleiter bzw. Vertreter der Universitäten. Ich hab keine Ahnung wo die alle her waren 😉 Unter anderem auf jeden Fall Frau Oberwinkler für Tübingen und ein Herr MacDougall für Stanford. Japanisch mit englischem Akzent klingt sehr urig *g*

Nach sechs Reden war Reden-Pause brachten Kellner in windeseile Bierflaschen und Limonadenflaschen herbei und es wurde angestoßen, was der Eröffnung des Buffets gleich kam. Unsere amerikanischen Kollegen glänzten direkt mit guten Manieren *g* Binnen weniger Minuten war das Buffet halb leer und die Stehtische der amerikanischen Besucher voll 😉 Aber zum Glück wurde nochmal aufgefüllt – sonst hätten wir nur noch Spagetthi gehabt. Das Essen war ziemlich gut, aber eigentlich viel zu westlich für den Anlass, fand ich zumindest. Kaum Asiatische Sachen. Schade!

AmiBeimEssenWir hatten uns noch gar nicht wirklich satt gegessen, da wurde schon zum nächsten Redenteil gerufen. Die Studenten der verschiedenen Uni wurden auch um Reden gebeten. Insgesammt waren es neun Redner, darunter auf jeden Fall China, Korea, Taiwan, USA und Deutschland. Was mir die anderen Gruppenbezeichnungen sagen sollen weiß ich leider nicht 🙂 Für uns hat Wolfram gesprochen. Armer Kerl! Da ist er schon der einzige Redner mit geringen Japanischkenntnissen und dann muss er auch noch als letzter reden. Herr Yamamura hat mit ihm die ganze Woche über geübt und ich finde er hat sich auch sehr tapfer geschlagen! Leider hat der ganze Saal während der Reden gequatscht, was nicht sicherlich für die Redner nicht sehr angenehm war.

Am krassesten war definitiv der Typ von der Stanford. War mit Sneakern und kurzer Hose erschiehnen und kam mit Bierglas und zerfleddertem Zettel auf die Bühne… Wow. Er hat sich hals Halbblut vorgestellt, Vater Amerikaner, Mutter Japanerin. Tja, die Sprache mag er von der Mutter haben, das Benehmen aber bestimmt nicht. Erschütternd.

Dann war nochmal kurz Zeit um ein wenig zu quatschen, einen Kaffee oder einen Sake zu trinken und dann wurden wir auch schon direkt wieder rausgeschmissen. Um 20:30 war das angekündigte Ende der Veranstaltung. Ich weiß ja noch nicht, ob ich das gut oder schlecht finde, dass bei japanischen Veranstaltungen das Ende schon vorher bekannt ist 🙂

Wir hatten es zum Ende hin tatsächlich noch geschafft den einen oder anderen ausserhalb unserer Gruppe kennen zu lernen. Zum Beispiel einen Chinesen, der schon was länger an der Doshisha studiert. Der hat sich angeboten mit uns ein wenig Japanisch zu üben. Finde ich klasse 🙂 Mal sehen was daraus wird. Seine Karte habe ich auf jeden Fall – ich muss mir glaube ich auch schnell mal welche machen lassen.

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Goethe Institut

Heute ging es nach dem Unterricht zum Goethe Institut Kyoto. Der noch-Institutsleiter, gerade mitten in den Umzugsvorbereitungen nach Damaskus, empfing uns zu einem Plausch über das Goethe Institut, Kyoto, die Vertretung Deutschlands in Japan und Japan im Allgemeinen. Ein sehr sympathischer, Weltbereister Mann. Er hat uns total viel über seine Japan-Erfahrungen erzählt, das leben in Kyoto, die Situation des Goetheinstituts und auch über seinen Lebensweg. War wirklich spannend. Ich habe nur leider seinen Namen vergessen 😉

Im Goetheinstut findet auch einmal die Woche ein deutscher Gesprächskreis für deutschinteressierte Japaner statt. Mal sehen, vielleicht sollte ich da wirklich mal vorbeigehen. Das Problem ist nur, dass das immer freitags ist und wie ja freitags unseren Ausflugstag haben. Da werde ich vermutlich regelmäßig zu spät nach Kyoto zurückkehren, um da noch hin zu gehen.

Ansonsten ist das aber eine gute Anlaufstelle um zum Beispiel deutsche Tageszeitungen oder Magazine zu lesen. Man kriegt hier ja doch nicht so wahnsinnig viel von zuhause mit 😉

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